Ein Visionär: Entdecken Sie Manet

Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal zeigt den impressionistischen Maler als Bürger, Demokraten und Wegbereiter der Moderne.

Ein Visionär: Entdecken Sie Manet
Foto: Städel Museum, Frankfurt / Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins, De Agostini Picture Library / Bridgeman Images

Wuppertal. Er gilt als einer der Wegbereiter der modernen Malerei, einer der Väter des Impressionismus. Bezeichnungen, die dem Sohn aus großbürgerlichem Haus nicht vorherbestimmt waren, und die er auch nicht anstrebte. Edouard Manet, geboren am 23. Januar 1832 in Paris, ältester Sohn von Eugénie-Désirée, Patentochter des schwedischen Kronprinzen, und von Auguste, eines hohen Beamten im Justizministerium, blieb Zeit seines Lebens ein Bürger. Er suchte die Anerkennung der Gesellschaft, malte für das Bürgertum und bürgerliche Motive. Zugleich setzte er eine nachhaltige künstlerische Revolution in Gang — als Maler mit politischem, nicht aber revolutionärem Bewusstsein. Noch bis zum 25. Februar zeigt das Wuppertaler Von der Heydt-Museum in Wuppertal 45 Werke des berühmten Franzosen.

Sie beschließt die Reihe großer Impressionisten-Ausstellungen im Museum am Turmhof, und sie legt ihren eigenen Fokus auf den berühmten Maler. Museumsschef Gerhard Finckh: „Wir zeigen, dass Manet demokratisch malt.“ Das wird besonders im neunten der elf Räume umfassenden, thematisch sortierten Präsentation klar. Er ist ein Exkurs in die Geschichte Frankreichs im 19. Jahrhundert mit seinen Kriegen, Aufständen und Verfolgungen. Er zeigt Manet als Befürworter der Republik und Gegner der Monarchie. Auch seine reduzierte Malweise, die besonders in seinen Stillleben in Raum sieben deutlich wird, stützt diese These des modernen, demokratischen Künstlers, der ohne Pathos und Zuckerguss auskommt — und so neue Sichtweisen eröffnet.

Seine berühmten Skandalwerke „Frühstück im Grünen“ und „Olympia“ provozieren nicht durch die Nacktheit der Dargestellten, sondern durch den direkten Blick, den die Prostituierte dem Betrachter des Bildes entgegenwirft, „darin bestand der eigentliche Skandal“, so Finckh. In Wuppertal sind die unbezahl- und unverleihbaren Werke als großformatige Reproduktionen zu sehen. Weitere Motive Manets, die thematisiert werden, waren das Meer — als junger Mann wollte er Seemann werden, ließ von dieser Idee aber nach einer sechsmonatigen Reise auf einem Schulschiff nach Rio de Janeiro „kuriert“ ab — und die Spanienmode, die gerade ab den 1830er Jahren in Frankreich aufkam.

Als Kind seiner Zeit setzte sich der Franzose mit der Fotografie auseinander, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Siegeszug antrat und auch die Malerei veränderte. Er ließ sich gerne ablichten, besaß ein eigenes Fotoalbum an und nutzte Fotografien als Vorlagen für seine Gemälde. Für ihn war die neue Kunstfertigkeit nicht der Tod der Malerei, sondern ein Hilfsmittel. „Zwischen den Welten“ stand Manet dagegen in seiner Auseinandersetzung mit der damals ebenfalls aufkommenden Druckgrafik. Er schuf weder einfach Reproduktionen, noch entwickelte er „Originalgrafiken“. Als Vorlage dienten ihm dabei gelegentlich Fotografien seiner Gemälde.

Manet war eng mit den Impressionisten befreundet, förderte sie. In Paris waren die Impressionisten denn auch als „bande à Manet“ bekannt. Dennoch nahm er nie an ihren Austellungen teil, strebte vielmehr stets nach der traditionellen Anerkennung in den Ausstellungen des Pariser Salons. Das gelang ihm, bei elf Ablehnungen, auch 14 Mal. Er verkaufte gut, war zugleich nicht darauf angewiesen, von seiner Kunst zu leben.

Edouard Manet starb mit 51 Jahren am 30. April 1883 an den Folgen einer Syphiliserkrankung. Sein früher Tod verhinderte ein größeres Lebenswerk. Er hinterließ rund 450 Arbeiten. Zu seinen letzten Bildern gehören sonnendurchflutete und zugleich unsentimentale Ansichten des Landhauses in Rueil, wo er sich 1882 zu Erholung aufhielt. Auch sie sind in Wuppertal aufgehängt neben einem späten Blumenstillleben. Ein letzter Gruß, bevor der Besucher den Ausstellungsrundgang verlässt.

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