Ein Stadion zum Mitnehmen

Weil Lena in der Düsseldorfer Arena singt, wurde für Fußball-Zweitligist Fortuna kurzerhand ein 3-Millionen-Bau errichtet. Am Samstag ist dort das erste Spiel.

Düsseldorf. So etwas gibt es wohl nur in Düsseldorf: Damit Lena beim Eurovision Song Contest in der schmucken Esprit-Arena singen und Fußball-Zweitligist Fortuna dennoch seine Heimspiele am Rhein austragen kann, ließ die Stadt eine 20.055 Zuschauer fassende Ersatz-Arena aus dem Boden stampfen — für knapp drei Millionen Euro.

Am Samstag ist dort um 15 Uhr Anpfiff zum Spiel der U-17-Nationalmannschaft gegen die Ukraine. Dann folgen die drei Spiele der Fortuna gegen Union Berlin (15. April), Arminia Bielefeld (24. April) und Alemannia Aachen (8. Mai).

Acht Wochen Aufbau, vier Fußballspiele in vier Wochen, dann knapp vier Wochen Abbau. Rein rechnerisch und auf den ersten Blick wird die „Airberlin World“ damit zum wohl teuersten Stadion der Welt: fast 750.000 Euro pro Spiel. Wirtschaftlicher Wahnsinn oder letztlich doch ein zukunftsweisendes Modell?

Zumindest ist es ein Modell, das auf zwingenden rechtlichen Erwägungen fußt: Ohne den Umzug der Fortuna, die einen Mietvertrag für die Esprit-Arena besitzt, hätte es keinen Song Contest geben können — und damit keine Chance für Düsseldorf, sich der Welt zu präsentieren.

Fortuna wiederum hat gültige Verträge mit 12.000 Dauerkarten-Inhabern, denen adäquate Plätze bei Heimspielen garantiert werden. Ein möglicher Ausbau des Paul-Janes-Stadions wäre teurer geworden als drei Millionen Euro — verbunden mit dem Handicap fehlender Parkplätze.

Zudem fasst das Stadion allenfalls 18.000 Zuschauer. Ein Ausweichen in andere Stadien etwa nach Bochum hätte ebenfalls Probleme beschert, da der Fortuna dann hohe Einnahmeverluste entstanden wären — und den Fans ein auswärtiges „Heimspiel“ kaum zu vermitteln gewesen wäre.

Mit dem „Stadion zum Mitnehmen“ hingegen zieht die Stadt werbewirksam erneut Interesse auf sich: Fußballverrückte Groundhopper aus aller Welt, die sich das Novum in der deutschen Fußballgeschichte nicht entgehen lassen wollen, versuchen seit Wochen, sich Eintrittskarten für eines der vier Spiele zu sichern.

Denn danach ist unwiderruflich Schluss: Ein Teil der Anlage wird für Tribünen bei der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft am Norisring verwendet, ein weiterer geht in die Schweiz als Tribüne für Beachvolleyball- und Tennis-Fans.

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