Ein Mann von 2,46 Metern Länge

Riese: Ärzte in China entdecken zufällig, dass Bauernsohn Zhao zehn Zentimeter größer ist als der bisherige Rekordhalter.

Peking. Eigentlich war Zhao Liang aus der zentralchinesischen Provinz Henan nur ins Krankenhaus gekommen, um eine alte Sportverletzung kurieren zu lassen. Doch seitdem die Ärzte in Tianjin vor der Operation seine Größe und sein Gewicht kontrolliert haben, ist nichts mehr wie vorher. Denn der 27-Jährige misst stolze 2,46 Meter - und damit zehn Zentimeter mehr als Bao Xishun, der bisher den Größenrekord im Guinness-Buch der Rekorde hält. Neben Zhao sieht sogar Chinas berühmtester "Riese", der Basketballstar Yao Ming, mit seinen 2,29 Meter klein aus.

Die Kunde von dem neuen Riesenmann verbreitete sich rasch. Seit im April die ersten Berichte in der chinesischen Presse erschienen, geben sich die Journalisten die Klinke in die Hand. Seitdem ist es mit der Ruhe in Zhao Liangs Krankenzimmer vorbei. Bequem hat er es ohnehin nicht, denn er passt nur knapp auf das improvisierte XXL-Krankenhausbett aus zwei zusammengeschobenen Eisenliegen.

Der junge Mann erträgt den Rummel um seine Person mit Langmut. Die Ärzte in der Klinik dagegen sind stolz auf ihren unverhofft prominenten Patienten. Sie betonen, der Eingriff an Zhaos linkem Fuß sei erfolgreich verlaufen und werde nicht in Rechnung gestellt. Der Patient residiert in der Klinik mit eigenem Wohnzimmer und Bad, seine Mutter bekam ein Zustellbett.

Wang Keyun lacht, wenn sie nach der Kleidung ihres Sohnes gefragt wird. Zhaos Hose reicht der 1,68 Meter kleinen Frau im Stehen vom Boden bis zum Gesicht. "Für meinen Sohn wird immer alles maßgeschneidert", sagt sie. "Als er klein war, habe ich seine Kleider genäht." Seine Turnschuhe bestellt der 155-Kilo-Mann in den USA oder Europa, in Größe 56 kommt er gerade so hinein.

Mit seiner besonderen Körpergröße hatte Zhao schon als Junge zu kämpfen, wie er knapp erklärt: "Als ich jung war, bin ich wegen meiner Größe zu Hause geblieben. Ich habe nicht mit anderen gespielt, weil die klein waren und ich groß." Der Bauernsohn verließ die Schule im Alter von 14 Jahren, um auf Baustellen zu arbeiten. Im Jahr 2006 fiel er einer Künstlertruppe auf. Sie engagierte ihn als Musiker für das Hulusi, ein traditionelles chinesisches Blasinstrument.

Von da an ging es bergauf für Zhao - auch Freunde habe er jetzt, sagt er. Eine Partnerin hat er jedoch noch nicht gefunden, was seine Mutter bekümmert: "Ich mache mir richtig Sorgen deshalb." Noch hat sich der medienscheue Zhao nicht entschieden, ob er sich um die Aufnahme ins Guinness-Buch bemühen will, wenn er in ein paar Monaten wieder laufen kann. "Ich weiß nicht, was ich danach mache", sagt er.

Vielleicht kann Zhao seiner Berühmtheit wider Willen aber auch gute Seiten abgewinnen. Der Mongole Bao Xishun nutzte seinen Ruhm als größter Mann der Welt vor drei Jahren beispielsweise, um öffentlich auf Brautschau zu gehen. Unter 20 Bewerberinnen fand er schließlich seine jetzige Ehefrau, inzwischen hat das Paar einen Sohn.

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