Ein bisschen Liebe von der Insel gegen Deutschen-Skepsis

Ein britischer Weinhändler macht Front gegen die Deutschen-Skepsis seiner Landsleute.

London. Obwohl die Deutschen Europa unter die Arme greifen, kassieren sie auf der britischen Insel fiese Schlagzeilen. Der britische Weinhändler „Oddbins“ hat die Gemeinheiten jetzt satt und räumt Deutschen Rabatt ein. „Oddbins“-Sprecher Tom Ottey erklärt die Charme-Offensive.

Herr Ottey, warum ist es schick für Briten, über Deutsche zu lästern?

Tom Ottey: Unsere Herzen fliegen eben eher Verlierern und Underdogs zu. In der Euro-Krise stehen wir deshalb hinter Griechenland: Wir als Nation wollen, dass Südeuropa es schafft und die Schwachen nicht von den Starken gegängelt werden. Die Kritik an Deutschland ist da wohl leider etwas aus dem Ruder gelaufen. Von unserem Standpunkt als Unternehmen aus müssen wir nämlich sagen: Deutschland macht alles richtig und handelt sehr vernünftig.

Wie kommt man auf so eine Idee?

Ottey: 2012 war — abgesehen von den Olympischen Spielen — ein Jahr der Bitterkeit in Großbritannien. Alle haben gemault, gemeckert, andere schlecht gemacht. Wir haben geschaut, wer nicht die Liebe bekommt, die er verdient hätte. Mütter gehören dazu, Banker, Journalisten, Rothaarige — und natürlich die Deutschen. Jetzt zum Start des neuen Jahres wollen wir sie nachträglich würdigen.

Wenn Sie es ehrlich meinen, dann wollen wir aber auch hören, warum wir toll sind.

Ottey: Also, eure Arbeitsethik und eure Technologie sind einfach legendär. Ihr habt eure Finanzen schon im Griff gehabt, als alle anderen in Europa das Geld noch zum Fenster rausgeschmissen haben. Ihr macht tollen Wein, und obwohl ihr auch viel Bier genießt, verursachen eure Jugendlichen am Wochenende nicht ein derart trunkenes Chaos wie unsere.

Noch ein Beispiel, bitte!

Ottey: Keiner macht so tolle Kuchen und Torten wie ihr, obwohl die Franzosen ja immer die kulinarische Krone Europas davon tragen wollen.

Was empfehlen Sie den Politikern? Premier David Cameron will ja eine Grundsatzrede zum EU-Abschied der Briten halten . . .

Ottey: Ich glaube, auch viele politische Spannungen ließen sich über einem Gläschen Wein effizienter lösen. Beim nächsten Staatschef-Treffen würde ich eurer Angela (Merkel; Anmerk. der Red.) einen englischen Sekt von Gusbourne’s Estate empfehlen und unserem David ein Glas deutschen Riesling von Schloss Reinhartshausen im Rheingau. Alles sehr leichte Weine — wir wollen ja die aktuelle Atmosphäre nicht zusätzlich überfrachten.

Wie kommt man als Deutscher in Großbritannien denn so effizient wie möglich an Ihren Rabatt?

Ottey: Einfach nächstes Wochenende den Personalausweis im Laden vorzeigen. Wer den nicht zur Hand hat, muss auf ein paar Fragen antworten, die klar zeigen, ob ihr echte Teutonen seid oder nicht.

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