Edelmode für vier Pfoten

Designerkleider und glitzernde Accessoires für Hunde — was es lange nur in Tier-Boutiquen gab, hat jetzt auch der Zoofachhandel für sich entdeckt.

Stuttgart. Der Strickpullover „Elch“ für den Übergang, ein passender Ausgehparka mit Fellkragen dazu — das Angebot ist nicht für Frauen oder Kinder gedacht, sondern für ein Tier. Den Mops. Was auf der Internetseite „Luxusmops“ verkauft wird, ist ein Beispiel für das Geschäftsmodell, auf das zunehmend der klassische Zoofachhandel aufmerksam wird: Luxusartikel für Haustiere.

„Mäntel der normalen Preisklasse gehören mittlerweile zum Standardsortiment“, sagt Carsten Eisele, Vertriebsleiter bei „Zoo & Co.“. Mittlerweile biete man ausgefallenes Zubehör gleich im Set an: „Da passt das Halsband zum Mantel, der wiederum aus dem gleichen Stoff ist wie das Hundebettchen.“ Das Zubehör für den Vierbeiner soll den Lifestyle-Ansprüchen der Halter genügen, hat er beobachtet. Dafür werden dann zum Beispiel 220 Euro für ein Wildleder-Halsband mit Swarovski-Steinen oder 95 Euro für ein Woll-Mäntelchen bezahlt.

Laut Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) lebt in jedem dritten deutschen Haushalt mindestens ein Tier, und das lassen sich die Deutschen einiges kosten. Im vergangenen Jahr gaben sie laut Statistischem Bundesamt pro Haushalt im Schnitt 168 Euro für Haustiere aus, Tendenz steigend.

Auch die schwäbische Firma „Koelle Zoo“ hat das Segment Tierluxus für sich entdeckt. „Die Umsatzbedeutung ist verglichen mit dem Restsortiment zu vernachlässigen“, sagt Einkäufer Michael Staudinger. „Jedoch sind die Margen und Erträge lukrativ, da der Kunde dafür eine hohe Preisbereitschaft mitbringt.“ Allein in den vergangenen zwei Jahren habe die Firma den Anteil solcher Produkte verdoppelt. Der teuerste Artikel: ein Katzen-Kratzbaum für 1490 Euro.

Ob solches Zubehör tatsächlich gekauft werde, sei gar nicht so erheblich, sagt Staudinger. Aber es locke die Kunden in den Laden. „Echte Hingucker sind ein wirksames Mittel, um die Kundenbedürfnisse in bestimmte Richtungen zu lenken.“ Wer ein Luxusmäntelchen sehe, käme eher auf die Idee, seinen Hund überhaupt einzukleiden.

„Das ist auch eine Form der Sucht. Viele fangen mit dem Wintermantel an, kaufen dann den Pullover, und irgendwann kommt das T-Shirt hinzu“, sagt Martina Borchmann, Geschäftsführerin von „DogOne“, einem Internetversand für Hundeartikel, der auch „Koelle Zoo“ beliefert. Mittlerweile mache sie 60 Prozent des Umsatzes mit Lieferungen an Zoofachmärkte, sagt sie. „Das hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert.“

Halsbänder mit Strass, Haute Couture für Hunde, ein Thron für die Katze — ein Statement, meint Borchmann. „Die Leute wollen darauf angesprochen werden.“ IVH-Sprecher Detlev Nolte: „Die Tiere sind oft der verlängerte Arm der persönlichen Identität.“ Mit entsprechendem Zubehör lasse sich ein gutes Geschäft machen, weil die Kaufentscheidung nicht rational sei: „Wenn Sie einen Hund haben, ist das kein Sparfaktor.“

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