Dormagens Feuerwehrchef ist eine Frau

Sabine Voss ist Leiterin der Wache in Dormagen. In Nordrhein-Westfalen ist sie die einzige Frau in dieser Position.

Dormagen. Sabine Voss ist eine Ausnahme in ihrem Beruf. Das ist nun mal so, auch wenn sie lieber kein Aufheben darum machen würde. Die 46-Jährige ist Chefin der Feuerwehr in Dormagen und damit ziemlich allein auf weiter Flur. Bundesweit gibt es nur drei Frauen in dieser Position.

Seit sechs Jahren ist Voss der Boss der Dormagener Feuerwehr. Dazu zählen 70 Berufsfeuerwehrleute und 270 Freiwillige. „Absolute Einzelfälle“, nennt Christoph Schöneborn vom Verband der Feuerwehren NRW Frauen in solchen Positionen.

Die Ingenieurin ist die erste Leiterin einer Berufsfeuerwehr in Nordrhein-Westfalen. Sind Menschenleben in Gefahr, dann ist die 46-Jährige automatisch Einsatzleiterin, wenn sie Bereitschaft hat. Dann fährt sie ein Dienstauto mit Blaulicht, im Kofferraum liegen Funkgerät, Schutzkleidung und Einsatzunterlagen.

An ihrem Wunschberuf reizt die zweifache Mutter das Nichtvorhersehbare: „Sie wissen nicht, wie Ihr Tag morgen aussieht. Das macht es spannend.“ Weihnachten und Silvester ist bei den Löschspezialisten immer Hochbetrieb. Deshalb war die Chefin Mittwoch in Dormagen im Dienst.

In ihrem Büro überträgt ein Lautsprecher alle Durchsagen. Erst erklingen Gongtöne — an der Folge ist zu erkennen, wie wichtig die Sache ist und wer gemeint ist. Nichteingeweihte scheitern an Abkürzungen und Formeln. „Wir haben eine eigene Sprache“, sagt die Oberbrandrätin und lächelt. Schließlich müssen bei großen Einsätzen mehrere hundert Helfer ohne Missverständnisse schnell wissen, was zu tun ist. Sogar die Meldung eines gelöschten Brands ist standardisiert: „Feuer, aus — Nachlöscharbeiten“ heißt das.

Wer glaubt, dass Feuerwehrleute entweder eilig unterwegs sind oder auf der Wache dösen, der irrt gewaltig. „Einsätze machen nur ein oder zwei Prozent meiner Zeit aus“, sagt die Sicherheitsingenieurin. Meist wird in den Werkstätten gearbeitet oder trainiert, damit es im Ernstfall wie am Schnürchen läuft. Alles wird geübt in diesem vielfältigen Beruf — vom Herausschneiden von Verletzten aus Autowracks bis zum schnellen Anziehen der Hose.

Werner Kemker, Sprecher des Instituts der Feuerwehr in Münster, sieht künftig mehr Frauen bei der Feuerwehr, allein schon aus demografischen Gründen. „Aber Frauen in Führungspositionen sind selten“, bedauert der Sprecher des Instituts, das Führungskräfte ausbildet.

Auch Sabine Voss hat in Münster gelernt. Sie meint, dass eine Frau bei der Feuerwehr besser sein und sich öfter beweisen müsse. Die schmucklose blaue Uniform mit Hemd, Krawatte und Hose hat auch Vorteile. Erstens ist die Kleidung feuerfest, sagt sie. „Und man weiß am Morgen, was man anzieht.“

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