DJ Bobo: Cool sein ist mir zu anstrengend

Porträt: Kindergeburtstag oder Supershow - DJ Bobo polarisiert auch mit 40 Jahren noch die Musikfans.

Köln. Als René Baumann ist er wohl den wenigsten Menschen bekannt, als DJ Bobo polarisiert er die Musikszene wie kaum ein anderer. Während gestandene Rocker seine Shows eher als profillosen Kindergeburtstag verspotten, stehen seine Fans seit mehr als 16 Jahren felsenfest hinter dem "King of Dance".

Der Schweizer weiß das natürlich: "Wer in der Schule oder Uni sagt, ich gehe ins Konzert zu DJ Bobo, muss schon einen breiten Rücken haben. Da ist Linkin Park natürlich viel cooler." Dennoch hat er es hierzulande geschafft, sich eine Fangemeinde aufzubauen, die fast nahtlos von Kleinkindern bis zu Senioren reicht.

"In der Schweiz ist das anders, da gibt es kaum Jugendliche bei meinen Auftritten. Dafür sind die Kinder stärker vertreten", spricht Baumann von der Zielgruppe, die ihn einst nach oben katapultiert hat. Denn zuerst haben die Sechs- bis Zwölfjährigen dem stets nett und kumpelhaft wirkenden Musiker bei seinen perfekt arrangierten Tanzshows zugejubelt. Erst später arbeitete sich der gelernte Bäcker zu den Teenies und Erwachsenen vor. Mittlerweile ist der Star der Eurodance-Szene der 90er Jahre 40 Jahre alt geworden und präsentiert sich als verantwortungsvoller Unternehmer und treusorgender Familienvater.

"Meine Werte sind stink-langweilig, weil ich lieber mit meinen Kindern spiele, als bei wilden Partys mit Groupies rumzuhängen. Es wäre mir auch viel zu anstrengend, ständig mit böser Miene den Coolen zu geben." Auch bei seinen Shows hat sich viel verändert: "Mit 24 war ich die Rampensau, die auf der Bühne nur laut und lustig rüberkommen wollte. Heute darf ich auch mal meine melancholische Seite zeigen. Das hätte mir früher niemand abgenommen."

Auch der Unternehmer René Baumann zeigt sich nachdenklich. "Heute kann man nicht mehr davon ausgehen, dass man große Hallen automatisch voll bekommt. Da muss man den Leuten etwas bieten, aber auch das finanzielle Risiko abwägen, da man ja für seine Mitarbeiter verantwortlich ist", erklärt der Perfektionist. Andererseits fehlt ihm die Unbeschwertheit von früher manchmal schon. Die kann er sich als Profi bei der von zahlreichen Sponsoren unterstützten Show aber nicht mehr leisten.

Das betrifft auch seinen Markennamen DJ Bobo. "Anfänglich haben wir oft überlegt, ob es nicht besser ist, den Namen zu ändern. Dann habe ich aber entschieden, dass es besser ist, einen Namen zu haben, der polarisiert, als einen, den kein Mensch kennt."

Extrem hat Baumann dies in seinem Heimatland erfahren, so als er mit dem Song "Vampires Are Alive" bereits in der Vorrunde des Grand Prix die Segel streichen musste. Von der eidgenössischen Presse hagelte es damals Vorwürfe, dass das Lied Menschen in den Selbstmord treiben würde. "Bei uns wird jedes Wort, das ich sage, auf die Goldwaage gelegt, weil ich in der Schweiz für viele Menschen zum Teil ihrer eigenen Identität geworden bin. In Deutschland käme niemand auf die Idee, das der liebe DJ Bobo Menschen in den Tod schicken will", erklärt Baumann.

Persönlich: Peter René Baumann alias DJ Bobo wurde 1968 im Schweizer Ort Kölliken (Aargau) geboren. Anfang der 90er wurde der Bäcker und Konditor zum Star der Eurodance-Szene. Später öffnete sich Baumann auch Rock- und Pop-Einflüssen. Seinen Künstlernamen hat er der Comicfigur "Bobo, der Ausbrecherkönig" entlehnt. Baumann ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Show Die "Vampires Alive Tour" gastiert am 30.April in der Arena Oberhausen, am 21. Mai in der Kölnarena und am 22. Mai in der Dortmunder Westfalenhalle.

Internet: www.djbobo.ch

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