Die vielen Rollen der Frau Focke

Die Schauspielerin aus Neuss ist eine bekannte Nebendarstellerin, aber auch als Malerin erfolgreich.

Köln. Es ist über 35 Jahre her, dass Barbara Focke zum ersten Mal ein Leben für ein anderes aufgab: Kurz vor ihrer Verbeamtung auf Lebenszeit schmiss sie die Ausbildung zur Grundschullehrerin und ging von Neuss nach Essen, um Schauspielerin zu werden. "Meine Eltern waren entsetzt, als sie schließlich davon erfuhren", sagt die 61-Jährige. Ihre Prüfung an der Folkwang Hochschule Essen habe sie heimlich gemacht.

Barbara Focke nimmt im Kaminzimmer eines Kölner Hotels ein leichtes Abendessen zu sich und erzählt von ihren verschiedenen Leben. Gerade steht sie in ihrer Heimatregion vor der Kamera.

Mehr als am Theater, wo sie schon in jungen Jahren auf die "Salondame" festgelegt wurde, wie sie mit Bedauern in der Stimme erzählt, konnte sie im Fernsehen ihre Wandlungsfähigkeit zeigen. Sie war Mörderin, Oma, Sekretärin; mal spielte sie eine Prostituierte, mal eine Ordensschwester. An der Seite von Manfred Krug im "Tatort", mit Joachim Król in Donna Leons "Brunetti" oder neben Dieter Pfaff in der Serie "Der Dicke" wurde Barbara Focke zu einer bekannten Nebendarstellerin.

Warum sie nie den ganz großen Durchbruch geschafft hat wie etwa ihre Kolleginnen Iris Berben und Uschi Glas, wisse sie nicht. Aber auch so habe sie ein "öffentliches Gesicht", sie werde oft von fremden Menschen angesprochen: "Ich irritiere die Leute, weil sie mich zwar kennen, mich aber nicht einordnen können."

Sie spricht auch offen über die negativen Seiten der Schauspielerei: "Ein schrecklicher Beruf", lautet ihr harsches Urteil. Schon die Planung eines längeren Urlaubs sei schwierig: "Genau in dieser Zeit könnte ja ein Angebot für eine tolle Rolle kommen." Die schlimmste berufliche Erfahrung machte sie vor elf Jahren. "Zwei Angebote sind von heute auf morgen weggefallen, ich wäre fast verzweifelt." Um sich abzulenken, begann sie zu malen - der Anfang eines weiteren Lebens.

Lena war ihr erstes Objekt. Die Jack-Russel-Hündin wurde von Barbara Focke einige Dutzend Male in Acryl und Tempera festgehalten. Später porträtierte sie sämtliche Bewohner des mecklenburgischen Dorfes am Schaalsee, in dem sie und ihr Mann die meiste Zeit des Jahres verbringen. Ihren Kollegen Dieter Pfaff und seine Frau Eva malte sie auf einer viel zu kleinen roten Couch.

Der Umgang mit Pinsel und Farben habe sie unabhängiger gemacht, sagt sie. Sie bekommt Aufträge für Porträts, macht Ausstellungen, jüngst etwa mit Bildern von Schafen. Schwierig kann es allerdings werden, wenn zwei ihrer Leben aufeinandertreffen: "Eine sehr bekannte TV-Kollegin war mit meiner Darstellung von ihr überhaupt nicht einverstanden", erzählt Focke, die sich als "malenden Menschen", nicht als Künstlerin bezeichnet. "Ich hätte ihr Falten reingemalt, die sie gar nicht hätte."

Barbara Focke ist heute um 20.15 Uhr im Sat 1-Film "Beim nächsten Tanz wird alles anders" als Martha Riedel zu sehen.

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