Die Promi-Geburtstage vom 25. Januar 2012: Werner Schneyder

Wien (dpa) - Ein Drittel Kabarettist, ein Drittel Autor, ein Drittel Regisseur: So sieht sich der umtriebige und wandelbare „Universaldilettant“ Werner Schneyder mit 75 Jahren selbst.

„Das hat sich jetzt wunderbar eingependelt“, erklärte Schneyder der Nachrichtenagentur dpa in einem Gespräch zu seinem Geburtstag am Mittwoch (25. Januar). Wie immer ist der vielseitige Wortjongleur aus Österreich, der in Deutschland als Kabarettist und Box-Kommentator bekanntgeworden war, gleichzeitig auf mehreren Bühnen unterwegs.

In Salzburg inszeniert Schneyder Arthur Schnitzlers Drama „Das weite Land“ am Landestheater. Eine Arbeit, die ihn wegen der spannenden psychologischen Aspekte im Stück interessiert und die er als „unglaublich intensiv“ erlebt. Am Wiener Burgtheater zeigt er eine aktualisierte Fassung seines Soloprogramms „Ich bin konservativ“, in dem er auch die aktuelle österreichische Innenpolitik und die Entwicklung in der EU aufs Korn nimmt.

Mit kritischem Auge beobachtet der geschulte Satiriker nach wie vor das politisch-gesellschaftliche Leben. „Die Affäre Wulff ist ein neuer Beweis für die Tatsache, dass der Satz "Das tut man nicht" aus der Gesellschaft verschwunden ist“, holt er in Richtung Berlin aus. Dem Satiriker gehen die Themen auf diese Weise ebenso wenig aus wie dem Autor Schneyder, dessen neuer Erzählband „Partner, Paare, Paarungen“ im Februar erscheint.

Schreibend hatte der gebürtige Grazer mit Doktortitel in Publizistik seine vielfältige Karriere gestartet, als Lokal-Sportreporter und Werbetexter. Wenig später arbeitete er in Salzburg als Theaterdramaturg und profilierte sich mit harschen Urteilen als Theaterkritiker, bevor er wiederum die Seiten wechselte und selbst als Kabarettist auf der Bühne stand. Meist verfolgte er seine Interessen parallel, war gleichzeitig Autor und Kabarettist, Schauspieler und Aphoristiker oder Regisseur und Drehbuchautor.

Wichtig war für Schneyder 1973 die Begegnung mit dem deutschen Kabarettisten Dieter Hildebrandt. Mit ihm arbeitete er über sieben Jahre zusammen. Schon das erste gemeinsame Programm „Talk täglich“ wurde 1974 in der Münchner „Lach- & Schießgesellschaft“ ein Riesenerfolg und machte den Österreicher schlagartig in Deutschland bekannt.

Nicht minder erfolgreich verliefen die folgenden Fernsehauftritte und Tourneen. Daneben arbeitete Schneyder fürs Fernsehen und gestaltete mit „Salon“ und „Stichwort“ eigene Shows, schrieb Drehbücher und trat im ZDF-Sportstudio als Gastmoderator mit Fachgebiet Boxen auf. 1976 veröffentlichte der vielseitige Satiriker seinen ersten Roman „Die Unternehmungen des Herrn Hans“.

Rund eineinhalb Jahrzehnte war Schneyder als Solokabarettist unterwegs. Er mischt immer noch gerne mit und beobachtet die junge Szene interessiert und abgeklärt. Dass er sich aus dem Comedy-Boom nichts machte, verhehlte er nie. Aber er hält den Trend auch schon für beendet: „Man isst eine Weile Junkfood, und dann reicht es.“ Er setzt eher auf junge kritische Stimmen in Österreich, wie er sagt, will aber keine Namen nennen. Empfehlungen mag er ohnehin nicht: „Ich lese die Speisekarte selbst, und das mute ich auch dem Publikum zu.“

In all seinen Tätigkeitsfeldern hat Schneyder Preise erhalten: So den Karl-Renner-Preis für Publizistik, den Johann-Nestroy-Ring der Stadt Wien für satirisch-kritische Leistung, den Kleinkunst-Igel der Stadt Buxtehude oder den Münchhausen-Preis der Stadt Bodenwerder. Sein facettenreiches Leben schilderte er nach zahlreichen Bänden mit Lyrik und Aphorismen, Erzählungen und Essays in der Autobiografie „Ich, Werner Schneyder. Meine zwölf Leben“.

Privat ist ihm heute wichtig, „dass ich Lebensqualität erlebe im umfassenden Sinn“. Eine große Gala wie zu seinem 70. Geburtstag wird es diesmal nicht geben: „Ich werde gar nicht feiern“, erklärt er. „Es gibt zwei Proben in Salzburg, und am Abend gehe ich mit meiner Frau schön essen“.

Weil er, wie er selbst sagt, Wert auf Umgangsformen legt, wird es für Freunde und Kollegen aber doch so etwas wie ein Fest geben - ganz privat nach seinem Auftritt im Burgtheater, drei Tage vor dem Stichtag. „Da darf keiner gratulieren, das soll ja Unglück bringen. Ich bin nicht abergläubisch, aber ich halte gewisse Konventionen ein.“

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