Die Promi-Geburtstage vom 19. Januar 2012: Sir Simon Rattle

Hamburg (dpa) - In einem Interview hat sich Stardirigent Sir Simon Rattle mal als ewigen Kindskopf bezeichnet. „Manchmal fühle ich mich wie ein reifer 14- Jähriger mit kaputten Knien“, sagte er dem Magazin „Brigitte Women“.

Auf seine Schaffenskraft wirke sich positiv aus, dass er Vater sei. Bei der Geburt jedes seiner Kinder habe er gespürt, wie sich eine neue Tür in seinem Herzen geöffnet habe und „sich noch mehr Liebe, Wärme und Optimismus in einem ausdehnen“. Dieses Glücksgefühl spanne sich auch über die Musik. Der Dirigent hat vier Söhne. Heute feiert der junggebliebene Wuschelkopf Sir Simon Rattle seinen 57. Geburtstag.

Simon Rattle kam in Liverpool zur Welt und wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. Sein Vater führte ein eigenes Handelsunternehmen, bevor er mit 50 Jahren begann, als Englisch- und Musiklehrer zu arbeiten. Von ihm übernahm Simon, der im Kindesalter Schlagzeug, Klavier und Geige lernte, die Begeisterung für die Musik.

Als Zehnjähriger spielte er im Liverpooler Merseyside Youth Orchestra Schlagwerk. Nachdem Rattle vielen Konzerten des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra gelauscht hatte, stand für ihn fest, dass er Dirigent werden wollte. Zwei Jahre später wurde der begabte Musiker bei den Schlagwerkern des Orchesters aufgenommen - da war er 15 Jahre alt.

Im April 1971 dirigierte Rattle sein erstes Sinfoniekonzert und gründete kurz darauf die Liverpool Sinfonia. Dann ging er mit einem Stipendium der Royal Academy of Music nach London, um von 1971 bis 1974 Klavier und Schlagzeug zu studieren. 1973 gewann er den 1. Preis der John Player International Conducting Competitions in Portsmouth.

Anfang der 1980er Jahre machte Rattle aus dem City of Birmingham Symphony Orchestra ein Spitzenorchester von internationalem Rang. Zuvor hatte er vereinzelt beim London Symphony Orchestra und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra den Stab geschwungen. Der gefeierte Kapellmeister blieb den Philharmonikern aus Kalifornien von 1981 bis 1994 als Gastdirigent erhalten, obgleich er der den ständigen Kontakt zum Orchester vorzieht.

Als der Stardirigent in Birmingham wirkte, lobten Kritiker die zahlreichen Uraufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten wie Peter Maxwell Davies oder Jonathan Lloyd. Zur Förderung seiner Arbeit erbaute die Stadt 1991 die für ihre Akustik gerühmte Symphony Hall, sieben Jahre später gab Rattle die Orchesterleitung an Sakari Orami ab.

Die Wahl des geadelten Liverpoolers zum neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker sorgte 1999 weltweit für Schlagzeilen. Die Ensemblemitglieder hatten gegen Daniel Barenboim, den Leiter der Berliner Staatskapelle, gestimmt und sich für „Aufbruch, Jugendlichkeit und ein neues Verständnis von Tradition entschieden“, wie die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb.

Nachdem Rattle 2002 den Italiener Claudio Abbado als Chefdirigenten und Künstlerischen Leiter der Philharmoniker abgelöst hatte, übertraf er bei seinem Antrittskonzert mit Mahlers fünfter Symphonie alle Erwartungen.

Immer wieder kümmert sich Rattle intensiv um die Jugend: Gemeinsam mit dem britischen Tanzpädagogen Royston Maldoom ermöglichte es Rattles Orchester 2003, dass Jugendliche aus Problemschulen Igor Stravinskys Ballett „Le sacre du printemps“ aufführten. Proben und Finale zeigt der Film „Rhythm Is It!“. Die Klangkoryphäe startete zudem das Projekt „Zukunft@BPhil“, um Schülern in Workshops und Aufführungen die Welt der Klassik näher zu bringen.

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