Die Musik-CD wird zum Auslaufmodell

Die Compact-Disc hat nach 30 Jahren so gut wie ausgedient. Ihre Nische könnte sie als Last-Minute-Geschenk finden.

Berlin. Als Star-Dirigent Herbert von Karajan am 15. April 1981 mit Vertretern der Erfinder-Firmen Philips und Sony den Startschuss für die Vermarktung der „Compact Disc“ gab, da ahnte niemand, was das für Folgen haben würde.

Die CD wurde über viele Jahre zum beherrschenden Format. Und sie läutete die Ära ein, in der Musik ohne Qualitätsverlust kopiert werden kann.

Um fair zu sein, zum Geburtstag der CD kann man auch andere Momente erklären: Einen Tag im März 1979, an dem Philips seinen CD-Prototypen vorstellte. Oder die Produktion der ersten deutschen CDs in Langenhagen 1982.

Die ersten Scheiben waren „The Visitors“ von Abba und Richard Strauss’ Alpensinfonie, dirigiert von Herbert Karajan. Klassik wurde bewusst als Zugpferd für das neue Format gewählt: Liebhaber anspruchsvoller Töne galten als potente Zielgruppe.

Während Klangpuristen beim digitalen Format einen trockenen oder eingeengten Sound beklagten und sich an ihre Schallplatten klammerten, war die breite Masse schnell überzeugt. Schon 1985 kam der Wendepunkt: „Brothers in Arms“ von Dire Straits verkaufte sich als erstes Album mehr als eine Million Mal auf CD, und überholte den LP-Absatz.

Die 80er wurden dank der Silberscheibe zu goldenen Jahren für die Musikindustrie. Viele Kunden kauften sich nämlich millionenfach Musik, die sie schon besaßen, aber auch auf CD hören wollten.

Das Glück währte jedoch nicht lange. Anfang der 90er entwickelten deutsche Forscher des Fraunhofer-Instituts das Format MP3. Damit lassen sich die Musikdateien auf ein Zehntel der CD-Größe reduzieren — und bequem und fix im Internet herunterladen.

Hinterhertrauern muss man der CD nicht unbedingt: Schließlich ist es eine 30 Jahre alte Technologie, die bei weitem nicht die bestmögliche Qualität bietet. Inzwischen gibt es auch Formate, die eine bessere Soundqualität als die CDs bieten.

Sie gelten als die Zukunft des Musikgenusses für Zuhause. Allerdings hat die CD noch zwei Bastionen: Weihnachten und Muttertag. Denn wer verschenkt schon Musik aus dem Internet?

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