Deutsches Pärchen versteckte sich im Wald

Italien: Die drei ausgesetzten Kinder sollen am Freitag zurück nach Deutschland gebracht werden.

Aosta. Das deutsche Paar, das in Norditalien am Sonntag drei Kinder, ein vierjähriges Mädchen und zwei Jungen im Alter von acht Monaten und sechs Jahren, in einer Pizzeria ausgesetzt hat, ist gestern unverletzt entdeckt worden. Polizisten fanden die 26-jährige Mutter und ihren 24-Jährigen Partner aus dem Sauerland in einem Wald nahe der Stadt Aosta. Beide seien wohlauf, sagte der Polizeichef von Aosta, Alessandro Carmeli.

Das Paar wurde sofort von der Polizei vernommen. Vieles deutet darauf hin, dass es aus Verzweiflung über seine verfahrene Lebenssituation handelte. Aus Tagebuchaufzeichnungen der beiden ging hervor, dass sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken und über Selbstmord nachdachten. Der 24-jährige Mann ist zudem ein flüchtiger Häftling.

Das Paar könne jedoch bald wieder auf freien Fuß gesetzt werden, hieß es aus Justizkreisen in Aosta. Denn der 24-Jährige ist nicht international zur Fahndung ausgeschrieben. Die deutschen Ermittler hatten dem Mann noch die Möglichkeit gegeben, freiwillig zurückzukehren. Er war Anfang April nicht in die Haft zurückgekehrt. Er muss noch zwei Strafen wegen schwerer räuberischer Erpressung bis Mitte 2011 verbüßen.

Zehn Kilometer entfernt von Aosta hat eine Anwohnerin die Deutschen entdeckt. "Ich habe versucht, mit ihnen zu sprechen, habe sie gefragt, ob sie etwas brauchten, aber wir haben uns nicht verständigen können", sagte Manuela Bionaz. Sie benachrichtigte die Polizei, die die beiden Deutschen aufgriffen. Das Paar habe auf einer von Gehölz gesäumten Straße möglicherweise in einem am Straßenrand geparkten Fahrzeug übernachtet, vermuten die Ermittler.

Die Kinder der 26-Jährigen spielten derweil "wohlauf und vielleicht glücklich wie nie zuvor" in einem Heim im Zentrum von Aosta, berichtete die italienische Tageszeitung "La Repubblica". Mit italienischen Kindern im Heim verständigten sich die Deutschen mit Händen und Füßen hervorragend.

Sie sollen heute noch von Mitarbeitern des Olper Kreisjugendamts zurück nach Deutschland geholt werden. Daran ändere sich auch durch das Wiederauftauchen der Mutter nichts, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung Olpe. Die Geschwister sollen voraussichtlich bei den Großeltern in Finnentrop im Sauerland untergebracht werden. Der Mutter wurde das Sorgerecht entzogen.

Gegen die Mutter hat die Siegener Staatsanwaltschaft ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. "Es wird geprüft, ob der Anfangsverdacht einer Straftat besteht", hieß es. Allerdings scheinen die Umstände des Zurücklassens der Kinder in einer Gaststätte die Voraussetzungen für eine "Aussetzung" und "Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht" nicht zu erfüllen. Diese setze als Folge der Tat erhebliche Gefahren oder Schäden für die Opfer voraus.

In dem Gefängnis im sauerländischen Finnentrop sitzt der leibliche Vater der Kinder eine Strafe von zwei Jahren und acht Monaten wegen Körperverletzung mit Todesfolge ab. Er hatte 2006 ein weiteres Kind des Paares so sehr geschüttelt, dass es starb. Ihren 24 Jahre alten neuen Freund hat die Frau in dem Gefängnis kennengelernt.

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