Deutscher Astronaut Gerst feiert Halbzeit auf der ISS

Deutscher Astronaut ist begeistert. Ein Höhepunkt steht noch aus.

Berlin. Seit zwölf Wochen arbeitet der Geophysiker Alexander Gerst (38) nun im Weltraum — und er hat das Staunen nicht verlernt. „Unbeschreibbares Gefühl, in der faszinierendsten Maschine zu arbeiten, die je von Menschen gebaut wurde“, twittert Gerst von der Internationalen Raumstation ISS. Eine Enttäuschung muss der Astronaut aber hinnehmen: Wegen Problemen mit seinem Raumanzug hat die Flugleitung einen geplanten Ausstieg in den freien Kosmos verschoben. Er soll nun im September stattfinden.

Johann-Dietrich Wörner ist einer von Gersts engsten Betreuern.

Johann-Dietrich Wörner ist einer von Gersts engsten Betreuern.

„Der Außeneinsatz wird auf jeden Fall ein Höhepunkt der Mission“, sagt Vorstandschef Jan Wörner vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Er ist einer von Gersts engsten Betreuern. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der Mission und der Arbeit von Alexander Gerst“, sagt Wörner. Er habe zahlreiche Experimente bereits erfolgreich beendet.

Zwar steht die Frage nach dem Duft des Kosmos nicht auf der Aufgabenliste, aber die ISS-Besatzung sucht trotzdem eine Antwort. „Für mich riecht der Weltraum nach einer Mischung aus Walnuss und den Bremsbelägen meines Motorrads“, meint Gerst.

Er ist der dritte Deutsche auf der ISS. Mit einem spektakulären Nachtstart war er Ende Mai vom Weltraumbahnhof Baikonur zum Außenposten der Menschheit geflogen. In rund 400 Kilometern Höhe arbeitet er seitdem mit drei Russen und zwei neuerdings glatzköpfigen US-Amerikanern zusammen.

Gerst rasierte ihnen nach gewonnener Wette die Haare ab — Anlass war ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft, bei dem Deutschland die USA mit 1:0 besiegte. Als das DFB-Team kurz darauf gar den Titel gewann, widmete Gerst der deutschen Elf „meine nächsten elf Erdumrundungen“.

Sechs Jahre nach dem letzten Deutschen auf der ISS versteht sich Gerst auch als Aufklärer. Die Erde sei nur eine winzige Kugel mit einer hauchdünnen Schutzhülle, aber der Mensch beschädige sie trotzdem mit Krieg und Zerstörung, schreibt Gerst. Eine Luftaufnahme des Nahost-Konflikts nennt er sein „bisher traurigstes“ Foto. „Schwer verständlich, was auf der Erde manchmal vor sich geht“, fügt er nachdenklich hinzu.

Seine Mission geht am 11. November zu Ende, dann soll er mit dem Russen Maxim Surajew und dem US-Amerikaner Wiseman in der kasachischen Steppe landen. Bis dahin verschickt sein E-Mail-Fach auch weiterhin eine originelle automatische Antwort: „Ich befinde mich momentan nicht auf diesem Planeten. Bitte versuchen Sie es nach meiner Rückkehr zur Erde wieder. Beste Grüße, Alexander Gerst.“

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