Deutsche Bahn bereitet sich vor - Der Winter kommt bestimmt

Schon jetzt laufen die Vorbereitungen im Kampf gegen Schnee und Eis. Budget beträgt fast 40 Millionen Euro.

Ein Bahnmotorwagen mit einer Bürste für Schneeräumung ist in der Bahnwerkstatt in Berlin zu sehen. In der Werkstatt werden die Schneepflüge für den anstehen Winter gewartet.

Ein Bahnmotorwagen mit einer Bürste für Schneeräumung ist in der Bahnwerkstatt in Berlin zu sehen. In der Werkstatt werden die Schneepflüge für den anstehen Winter gewartet.

Foto: Daniel Naupold

Berlin. Die „Schneekuh“ lässt Eisenbahnerherzen höherschlagen. Der alte Dampflok-Tender, umgebaut zum riesigen Schneepflug, rollt auf robusten Speichenrädern in die Werkstatthalle. Im Führerhaus herrscht Purismus: ein paar Hydraulikhebel, ein Bremsrad, ein Steuerrad — das war‘s.

Wer vor dem roten Monstrum steht, wähnt sich im winterlichen Sibirien — ein Doktor-Schiwago-Gefühl. Im Berliner Maschinenpool der Deutschen Bahn braucht Werkstattleiter Hagen Wegner auch bei 20 Grad im Schatten viel Gespür für Schnee. Der meterhohe Pflug ist zur Generalinspektion angerollt. Die kann gut zwei Monate dauern und 200 000 Euro kosten.

Spätestens seit dem harten Winter 2010 haben die Worte „Schnee“ und „Eis“ bei der Netz AG der Bahn, die für Gleise, Weichen und Oberleitungen zuständig ist, einen anderen Klang. Auch im Sommer. Die Netz AG plant ihren Wintereinsatz seit 2011 bundesweit nach einheitlichen Standards — und zwei Jahre im Voraus. Denn ab November können überall Schneeberge lauern, oft gefolgt vom Schimpfen der Fahrgäste.

Mitten im Sommer brütet deshalb auch Tobias Lesinski in Frankfurt über der bundesweiten Verteilung von Räumfahrzeugen für die Gleise und Räummannschaften zum Schneeschippen. Er hat für die Netz AG im Blick, welche der rund 70 000 Weichen eine Heizung brauchen, welche zusätzlich noch eine Abdeckung zum Schutz ihrer sensiblen Mechanik. Und er überlegt, an welchen Stellen Helfer mit Schneeschippen kostengünstiger arbeiten können als Maschinen.

Streng genommen denkt Lesinski schon im März an den nächsten Schnee. Seine Kollegen nennen ihn nur noch „Mister Winter“. Sein Budget liegt bei 35 bis 40 Millionen Euro für eine Saison — das ist rund doppelt so hoch wie noch vor sechs Jahren.

21 000 Helfer und 64 Schneeräumfahrzeuge für die Schienen hat Lesinski bundesweit für seine neue Planung zur Verfügung. Darunter sind 32 massige Pflüge wie die Berliner „Schneekuh“, die ab rund 40 Zentimetern Schnee ausrücken. Dazu kommen 13 Schneeschleudern, die sich wie ein riesiger Ventilator auch noch durch einen Meter Schnee und mehr fräsen können.

Auch wenn es keinen Winter gibt, kostet er die Bahn Geld. Die Helfer müssen gebucht und ausgebildet werden — vor allem jene 7000, die später bei laufendem Betrieb für die Sicherheit der schippenden Kollegen sorgen. Dazu kommen noch einmal mehrere Tausend Mitarbeiter, die für die Bahn-Sparte Station und Service Bahnhöfe von Eis befreien. Eine dritte Stelle, die Sparte Fernverkehr und Regio, ist für die Züge verantwortlich.

Im Maschinenpool riecht es nach Schmieröl. Hagen Wegner mag keinen Schnee. Aber er liebt die Pflüge. So mancher hat mit 80 Stundenkilometern einen Bahnsteig gerammt, der im Schnee nicht zu sehen war. Wegner macht keinen Hehl daraus, dass die Bahn manchmal vor dem Winter kapitulieren muss.

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