Natur Der Wald ist Verlierer des Klimawandels

Der Wald leidet unter den Wetterextremen. Und fremde Arten verändern die Landschaft.

Natur: Der Wald ist Verlierer des Klimawandels
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Düsseldorf. Längst steht fest: Der Klimawandel macht dem heimischen Wald das Leben schwer. „Der Wald muss sich an die Zunahme der Wetterextreme anpassen“, sagt Stefan Befeld vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Bei der Behörde mit Sitz in Münster hat man die 915 800 Hektar Waldfläche, die sich über NRW erstrecken, genau im Blick. 13 Prozent gehören dem Staat. Der Rest ist in Privatbesitz. Die Aufgabe der Behörde besteht zum einen in der Bewirtschaftung des Staatswaldes, zum anderen im Schutz und der Sicherung aller Wälder.

Befeld weiß, wie es um die „grünen Lungen“ des Landes bestellt ist. Er ist überzeugt: Die längeren und heißeren Trockenperioden im Sommer bringen einige heimische Bäume an ihre Grenzen. Sie tragen häufiger Blüten und Früchte. „Was sich zunächst gut anhört, ist für die Bäume eine Strapaze“, betont Befeld. „Der Baum hat dann weniger Reserven, um sich zum Beispiel gegen Insekten zur Wehr zu setzen.“

Trockenperioden im Sommer auf der einen Seite, zu nasse Winter und Frühjahre auf der anderen. Und Stürme, wie Kyrill im Januar 2007, die mit hohen Windgeschwindigkeiten enormen Schaden anrichten — das Klima setzt den Wäldern zu.

Außerdem würden bisher unauffällige Pilzarten parasitär und somit zur Bedrohung. So tritt zum Beispiel die Pfennig-Kohlenkruste, die sich tatsächlich auf den Stämmen wie dunkle Rußflecken abzeichnet, seit einigen Jahren aggressiv an Buchen auf. „Diese Pilzart hat zum Beispiel in Ostwestfalen zahlreiche Waldbestände, in Verbindung mit verschiedenen Insekten, extrem geschädigt“, sagt Befeld.

Auch im Unterholz regt es sich. Der Waschbär erobert die Wälder des Landes. Grundstock für die wachsende Population des aus Nordamerika stammenden Kleinbären waren in der Mitte des 20. Jahrhunderts aus Pelztierfarmen ausgerissene Tiere. Der Einfluss des Allesfressers, der auch gerne einmal Nester der Singvögel plündert, ist jedoch gering im Vergleich zu anderen, winzigen Neuankömmlingen. „Der Asiatische Laubholzbockkäfer oder der Citrusbockkäfer wurden über Holzimporte eingeschleppt“, erklärt Befeld. „Sie können in kürzester Zeit völlig vitale Bäume zum Absterben bringen.“

Neben den Tieren gibt es auch fremdländische Pflanzenarten, die immer öfters in den deutschen Wäldern sprießen. Das schnell wachsende Indische Springkraut oder der Japanische Staudenknöterich lassen junge Bäumchen ersticken. „Prominent ist zudem die Herkulesstaude“, fügt Befeld an. Der Saft dieser Pflanze neutralisiert den natürlichen Sonnenschutz der Haut, so dass Menschen, die mit diesem in Berührung kommen, schwere Verbrennungen in der Sonne erleiden.

Wer jedoch denkt, alles Neue schadet, irrt. Im Wuppertaler Arboretum Burgholz werden bereits seit 1972 fremdartige Baumarten angepflanzt und wissenschaftlich untersucht. Mehr als 100 verschiedene Arten aus der ganzen Welt wachsen dort — einzigartig in Europa. „Die Douglasie, stammend aus Nordamerika, scheint sich in unserer Region wohlzufühlen“, erklärt Günter Dieck, Leiter des Regionalforstamts Bergisch Land. Das Kieferngewächs könnte die Fichte, die hier oft zur Holzgewinnung dient, irgendwann einmal ersetzen.

Denn auch Fichten gehören zu den Verlierern des Klimawandels. Mit ihrem kontinuierlich hohen Wasserbedarf ist ihre Zukunft ungewiss. Die Douglasie, auf die es nur wenige Schädlinge abgesehen haben, verträgt Trockenheit besser. Zudem fügt sie sich gut in die Wälder ein. Es besteht keine Gefahr, dass sie heimische Arten verdrängt. Und auch ihr Holz ist für die Sägewerke gut zu verarbeiten.

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