Der Traum des Phantasialands

Der Freizeitpark bei Brühl will erweitern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Landespolitik tritt aber auf die Bremse.

Brühl. Für das Phantasialand gibt es große Pläne. Weil es an seine Grenzen stößt und bereits bestehende Attraktionen abgerissen werden müssen, um neue zu bauen, soll die Fläche des zweitgrößten Freizeitparks Deutschlands deutlich erweitert werden.

30 Hektar sollen zu den 28 Hektar hinzukommen. Der Park, so sagt Direktor Ralf-Richard Kenter, müsse als Kurzurlaubsziel attraktiver werden, um im Wettbewerb mit anderen deutschen, aber auch mit nahegelegenen Parks im benachbarten Ausland konkurrieren zu können. Allerdings gibt es ein großes Problem: Die anvisierte Erweiterungsfläche ist Staatswald, und die Landespolitik tritt auf die Bremse.

Das familiengeführte Unternehmen will in die Zukunft investieren. Um verstärkt Kurzurlauber als Gäste zu gewinnen, sollen weitere Hotels gebaut werden, aber auch eine größere Veranstaltungshalle und neue Angebote für die Generation "50 plus", wie Kenter erläutert. Andere Erweiterungsflächen als die des Staatswalds böten sich nicht an.

Das Phantasialand verweist auf die Wettbewerbslage: Innerhalb des Kerneinzugsbereichs befänden sich drei weitere große Parks - der Movie Park in Bottrop, der belgische Park Walibi bei Brüssel sowie De Efteling in der Nähe des niederländischen ’s-Hertogenbosch. De Efteling beispielsweise betreibe die Entwicklung zum Kurzurlaubsziel. "Übernachtungsgäste nehmen weitere Anreisen in Kauf und generieren deutlich höhere Pro-Kopf-Umsätze als Tagesbesucher", heißt es in einem Positionspapier des Phantasialandes.

Unter den großen Parks werde daher derjenige den entscheidenden Wettbewerbsvorteil erlangen, der es schaffe, sich zu einem lohnenden Kurzurlaubsziel zu entwickeln. Und genau dies sei ein Problem, da das Phantasialand seit 1982 in seiner Größe unverändert sei.

Seit Jahren dauert das Verfahren um die Erweiterung schon: "Wir hätten schon anfangen müssen. Wir stehen seit Jahren mit dem Rücken zur Wand", klagt Kenter. Doch eine schnelle Genehmigung des Landesumweltministeriums zeichnet sich nicht ab. "Wir prüfen das Projekt eingehend und sorgfältig", sagte der Sprecher des Ministeriums, Markus Fliege, unserer Zeitung. Die Unterlagen lägen zwar seit geraumer Zeit vor, doch gelte es noch, wichtige Details abzuklären. Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) sendet derweil klare Signale: "Wir wollen keinen weiteren Staatswald verkaufen."

Die geplante Erweiterung ist politisch heikel und auch innerhalb der schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf umstritten. Die Wirtschaftspolitiker begrüßen das Projekt. Sprecher von CDU und FDP lobten im Wirtschaftsausschuss das Konzept und versprachen Unterstützung. Doch vor allem innerhalb der CDU-Landtagsfraktion gibt es auch andere Stimmen - von Umwelt- und Kommunalpolitikern.

Die haben noch schmerzhaft in Erinnerung, was passieren kann, wenn das Land Staatswald verkauft: Die CDU wird dafür vom Wähler abgestraft. So geschehen im Kreis Euskirchen. Dort hat das Land gegen den massiven Widerstand der Waldbauern 2700 Hektar Forst aus Landesbesitz an die private Bofrost-Stiftung verkauft.

Den Waldbauern gelang es, die Bevölkerung vor Ort gegen den Verkauf zu mobilisieren. In dem konservativ geprägten Eifel-Wahlkreis stand die CDU vor einer Zerreißprobe. Bei der Kommunalwahl trat sie nicht mehr mit eigenem Kandidaten an, der ungeliebte Amtsinhaber trat aus der CDU aus und gewann. "Das soll sich nicht wiederholen. Eine Entscheidung in Brühl fällt erst nach der Landtagswahl", sagte ein hochrangiges Regierungsmitglied unserer Zeitung.

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