Meinung Der rheinische Weg

Eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist in der Evangelischen Kirche im Rheinland wie in der überwiegenden Zahl der anderen Landeskirchen schon heute möglich. Doch nicht die Kirche selbst segnet ja, sondern sie spricht nach theologischem Verständnis nur Gottes Segen zu — und muss in der Folge mit dem Widerspruch leben, einem doch nun unter dem Segen Gottes stehenden Paar trotzdem die vollwertige Amtshandlung einer Trauung verweigert zu haben.

Meinung: Der rheinische Weg
Foto: Barbara Sarx

Die „Kirche der Freiheit“, wie sich die Evangelische Kirche gerne selbst bezeichnet, tut gut daran, diesen Widerspruch aufzulösen.

Natürlich löst sie damit nicht die innerkirchlichen Konflikte auf. Es gebe weiterhin Unterschiede in der theologischen Bewertung der Homosexualität, heißt es aus Düsseldorf. Die gibt es nun allerdings in vielen theologischen Fragen und sie werden gewiss auch in den Beratungen auf der Landessynode im Januar zutage treten.

Aber der rheinische Weg („Alles kann, nichts muss“) ist in diesem Fall ein gutes Mittel, nicht weiter Menschen unter halbgaren Kompromissformeln leiden zu lassen: Wenn ein Pfarrer oder eine Pfarrerin eine gleichgeschlechtliche Trauung partout nicht mit dem eigenen Bibelverständnis in Einklang bringen kann, dann muss eben ein Amtskollege einspringen, der diese Frage anders bewertet. Entscheidend ist, dass die Kirche nicht länger den Eindruck vermittelt, in Liebende erster und zweiter Klasse zu unterscheiden.
Ist das Anpassung an den Zeitgeist? Gewiss — weil die Gleichstellung Homosexueller ein Thema der Zeit ist und die Kirche sich dazu verhalten muss. Nichts anderes meint der Begriff der Reformation.

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