Der letzte Schrei: Pop aus Korea

Berlin (dpa) - Als im vergangenen Jahr bei den MTV Europe Music Awards Namen wie Lena oder Britney Spears auftauchten, schien klar, dass einer der beiden den Award als „World Wide Act“ bekommen würde.

Womit nur wenige rechneten, war eine südkoreanische Band.

Big Bang, so ihr Name, machten so auf die neue Korea-Welle aufmerksam, die nach der japanischen Kultur immer stärker auf den europäischen und amerikanischen Musikmarkt drängt.

Unwissende nennen es schräg oder merkwürdig, Fans bezeichnen es als Hallyu-Wave. Bandnamen wie 2NE1 (sprich: to anyone), Super Junior oder TVXQ gehören in den alltäglichen Sprachgebrauch und bringen Außenstehende zum Grübeln.

Für deutsche Eltern bedeutet das erneutes Bangen um ihre Töchter, die sich kreischend für androgyne Männer aus Fernost begeistern. Im Gegensatz zu den hier bekannten japanischen Bands gibt es bei der Korea-Welle allerdings keine so deprimierenden Texte, die die Zuhörer in die Verzweiflung treiben, oder aber Moshpit und Headbangen bei Konzerten, die die Gesundheit strapazieren können.

Die Gemeinsamkeiten liegen eher im Geräuschpegel des Publikums, den Zelten vor den Konzerthallen und den ohnmächtigen Mädchen in den ersten Reihen. Idols, wie sich die Musiker nennen, machen vornehmlich eine Mischung aus Hip-Hop, Elektro-Pop und Rock. Sie tanzen viel, und nur in wenigen Fällen treffen sich mehr als zwei Instrumente auf der Bühne in den Händen der Bandmitglieder.

Stellt sich die Frage, was an den asiatischen Boygroups oder Girlgroups in glitzernden Kostümen anders ist als an europäischen oder amerikanischen. In den Augen einiger Fans ist es natürlich die Musik. Es kostet Überwindung, sich Liedern zuzuwenden, deren Texte man nicht versteht. Man muss sich einzig auf das Gefühl verlassen, das Musik und Gesang vermitteln. Darauf verstehen sich Idols oftmals gut. Ihre Ausbildung beginnen sie oft bereits im Kindesalter: Gesang, Tanz, Schauspiel.

Ein wesentlicher Bestandteil einer Karriere in dem Business ist mit Sicherheit auch das Aussehen. Lässt die Pubertät das androgyne Model-Gesicht womöglich verschwinden, wird notfalls nachgeholfen. Alles für den perfekten Weg in die Herzen der Fans.

In Europa bahnt sich die Hallyu-Welle gerade ihren Weg. Im vergangenen November wagten sich als erstes JYJ nach Berlin ins Tempodrom. Und jetzt kamen die in Südkorea mehrfach ausgezeichneten Beast in die Columbiahalle.

Sie sind sich durchaus bewusst, dass die Kultur ihres Landes bei weitem noch nicht den Bekanntheitsgrad der japanischen besitzt, doch sie sehen sich als Vorreiter für die, die nach ihnen kommen. Auf der kleinen Bühne, die sie in Deutschland nur zur Verfügung hatten, ging sicher ein Teil des Glamours ihrer Show unter. Videoleinwand, Lichteffekte und mehrere Kostümwechsel ließen aber erahnen, wie es bei einem Konzert vor vielen tausend Fans zuginge.

Egal ob Beast, JYJ, Big Bang oder andere Gruppen: Zeitungen und Fernsehen sind auf sie aufmerksam geworden. Die Fangemeinde wächst stetig. Jetzt dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es hierzulande auch mehr CDs und DVDs der Idols zu kaufen gibt. Im Internet boomt der Handel längst.

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