Der Gefängnischef und die Steuer

Beauftragter für Maßregelvollzug soll als Fußball-Boss 37 Kicker und Betreuer schwarz bezahlt haben.

Der Gefängnischef und die Steuer
Foto: Land NRW

Kleve. Einem hochrangigen Beamten der NRW-Landesregierung droht der Prozess wegen Lohnsteuerhinterziehung. Die Staatsanwaltschaft Kleve wirft Uwe Dönisch- Seidel, dem Landesbeauftragten für den Maßregelvollzug, und fünf weiteren Verantwortlichen des Amateurfußballvereins 1. FC Kleve vor, von 2005 bis 2008 Spieler an der Steuer vorbei entlohnt zu haben. Dönisch-Seidel wehrt sich gegen den Vorwurf eines vorsätzlichen Fehlverhaltens.

Nach Informationen des Magazins „Der Spiegel“ sollen über mehrere Jahre bei Zahlungen an insgesamt 37 Fußballer oder Betreuer Unregelmäßigkeiten aufgetreten sein. Den steuerlichen Gesamtschaden beziffern die Ermittler auf eine knappe halbe Million Euro.

Neben Zahlungen am Fiskus vorbei sollen die Klubverantwortlichen ihre Spieler auch über Scheinarbeitsverträge bei dem Verein nahestehenden Unternehmen bedacht haben. Sogar Lebenspartnerinnen und Ehefrauen von Fußballern sollen Arbeitsverträge bei Unternehmen erhalten haben, bei denen sie jedoch nie zum Dienst erschienen. Zuwendungen von Sponsoren sollen nicht verbucht und gleich an die Kicker weitergeleitet worden sein.

Laut Anklage, so der „Spiegel“, hatte etwa ein Abwehrspieler des Vereins offiziell monatlich 400 Euro brutto plus Siegprämien kassiert. Unter der Hand kamen dann noch 2250 Euro netto dazu, plus Auto samt Tankkarte. Das Landgericht Kleve hat noch nicht über die Zulassung des Verfahrens entschieden.

Dem 62-jährigen Dönisch-Seidel untersteht seit dem Jahr 2000 jene Behörde, die für die Sicherung und Behandlung von psychisch kranken und von drogen- oder alkoholabhängigen Straftätern zuständig ist. Er hat damit die Aufsicht über 14 Landeskliniken, in denen unter anderem Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder untergebracht sind.

Eine Verurteilung des 62-Jährigen wäre für die Landesregierung eine weitere peinliche Angelegenheit. Erst im vergangenen Jahr wurde in Düsseldorf die Integrationsstaatssekretärin Zülfiye Kaykin entlassen. Sie hatte als Geschäftsführerin einer Begegnungsstätte in Duisburg einen Hausmeister schwarz bezahlen lassen, damit dieser weiter Hartz IV beziehen konnte. Red

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