Depardieus trauriger Geburtstag

Der französische Schauspieler wird am Samstag 60 Jahre alt. Vor drei Monaten starb sein Sohn.

Paris. Seinen 60. Geburtstag am Samstag dürfte sich Gérard Depardieu anders vorgestellt haben. Dem Lebemann, der gerne gut isst und trinkt, wird der Jahrestag schmerzvoll sein, denn vor knapp drei Monaten verlor er seinen Sohn.

Guillaume, der seinem Vater als Schauspieler verzweifelt nacheiferte, starb mit 37 Jahren in einem Pariser Krankenhaus an einer Lungenentzündung. Seitdem ist es auffallend ruhig um Depardieu senior.

Seine Biografie würde sich auch in einem seiner Filme gut machen. Sein Vater, ein Schmied und Alkoholiker, konnte kaum schreiben. Seine Mutter musste allein für die sechs Kinder sorgen.

Gérard galt als aufsässig, litt an Sprachstörungen und schwänzte schon mit acht Jahren die Schule in Châteauroux. Er klaute, prügelte sich und war auf dem direkten Weg in die Kriminalität, hätte er nicht als 17-Jähriger die Schauspielerei entdeckt.

Mitte der 70er Jahre wurde er durch "Die Ausgebufften" von Bertrand Blier mit einem Schlag bekannt. Seither hat er mit dem Drehen praktisch nicht mehr aufgehört, in rund 160 Filmen hat er mitgewirkt. Depardieu wurde zu dem französischen Filmstar der 80er Jahre - kein anderer hat sich so schnell solch einen Nimbus erworben wie das Raubein mit der großen Nase, dem sanften Blick und dem ungehobelten Charme.

"Im Grunde habe ich mich seit meiner Kindheit nicht verändert", sagte Depardieu mal im Interview. Was bleibe, sei die Angst, nicht zu gefallen - "wenn man sich einen Teil seiner Jugend unerwünscht gefühlt hat, ist das so". So lassen sich sein "Durst nach Begegnungen" erklären, seine Ungeduld und sein Appetit auf Genuss, auf Leben, auf Leidenschaft. Er sei nicht ehrgeizig, sondern liebe das Leben und das Leben ihn.

Sein Sohn Guillaume sah ihn ganz anders: "Er ist von dem Wunsch besessen, geliebt zu werden, und dem Bedürfnis nach Geld. Er denkt nur an sich. Er verführt die Menschen, um sie danach zu verachten."

Mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der Schauspielerin Carole Bouquet, machte Depardieu zwei Restaurants auf. Er kaufte sich ins kubanische Erdöl ein und betreibt ein Weingut in Anjou. In dem Maße, in dem sein Leibesumfang wuchs (der 1,80 Meter große Schauspieler wurde zuletzt auf 120 Kilo taxiert), schien die Bedeutung seiner Filme abzunehmen.

Vor einigen Jahren hat ihn aber doch wieder der Ehrgeiz gepackt. Mit dem Regisseur André Téchiné drehte Depardieu 2004 die tragische Liebesgeschichte "Les Temps qui changent" (Die Zeiten ändern sich): "Ich wollte, dass jemand meine Zerbrechlichkeit zeigt." Damals konnte er nicht ahnen, welcher Schicksalsschlag ihn treffen würde.

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