„Das Gesicht von 1966“ - Twiggy feiert 65. Geburtstag

London (dpa) - Bubikopf, runde Augen, falsche Wimpern und seeehr schlank - so warf Twiggy in den „Swinging Sixties“ das Schönheitsideal über den Haufen. Nun wird das wohl erste Supermodel der Geschichte 65.

„Das Gesicht von 1966“ - Twiggy feiert 65. Geburtstag
Foto: dpa

Twiggy war nicht zum Modeln geboren. Wegen ihrer knabenhaften Erscheinung, ihrer spindeldürren Arme und Beine und ihres viel zu flachen Busens wurde das Mädchen aus einem Londoner Vorort in der Schulzeit sogar gehänselt. Doch als ihr ein trendiger Friseur im Nobel-Viertel Mayfair 1966 im Alter von 16 Jahren einen mutigen Kurzhaarschnitt verpasste, wurde aus der dünnen jungen Frau beinahe über Nacht das erste Supermodel der Welt.

Am Freitag (19. September) feiert die Engländerin ihren 65. Geburtstag. Ihren Ehrentag verbringt sie im Kreis ihrer Familie. „Mein Leben ist ausgefüllt. Ich bin sehr beschäftigt und glücklich, wenn ich Zeit mit meinen Lieben verbringen kann“, verrät sie.

Mit blondem Bubikopf, großen Augen und falschen Wimpern warf das „Zweiglein“ (Twiggy) mit dem bürgerlichen Namen Lesley Hornby damals das Schönheitsideal der 50er Jahre über den Haufen. Großer Busen, üppige Kurven und lockige Löwenmähne hatten keine Chance mehr.

„Jede Model-Agentur hätte mich abgelehnt. Ich war 16 und sah aus wie ein kleiner Junge“, sagte sie einmal. „Ich fand meine Beine waren viel zu dünn, aber letztlich habe ich deswegen Karriere gemacht.“

Auf die Frauen wie Marilyn Monroe, Sophia Loren und Brigitte Bardot folgte die Kindfrau, die bloß etwa 40 Kilogramm auf die Waage brachte.

Von dem plötzlichen Ruhm und darüber, dass sie auf einmal den Look einer Ära verkörperte, sei sie „genauso überrascht gewesen wie alle anderen auch“. Doch eigentlich passte sie hervorragend zum Zeitgeist der „Swinging Sixties“ und dem Jugendwahn - vor allem in ihrer Heimatstadt an der Themse.

Auf der ganzen Welt hungerten und frisierten sich Frauen der Gestalt des dürren Arbeiterkindes entgegen. Unter ihrem Spitznamen wurde sie zur Stil-Ikone einer ganzen Generation. „Das Gesicht von 1966“, schrieb eine Journalistin zu einem der ersten Fotos, das von ihr veröffentlicht wurde.

Twiggy wurde der Star der Mode-Branche, das teuerste Model der Welt. Trotz des Trubels war sie nie in Skandale verwickelt. 1970 - nur vier Jahre nach ihrer Entdeckung - orientierte sie sich neu, denn die Schauspielerei und das Musikgeschäft reizten sie mehr als der Laufsteg.

Für ihre Rolle im Film „The Boyfriend“ erhielt sie einen Golden Globe. Am Broadway trat sie im Musical „My One and Only“ auf. „Das war das Erfüllendste, was ich gemacht habe“, sagt sie rückblickend.

Ihr bisher letztes Album erschien 2012. Auf „Romantically Yours„ singt sie ihre Lieblingslieder nach. Zwischendurch saß sie in der TV-Castingsow „America's Next Top Model“ an der Seite von Tyra Banks (40) in der Jury.

Seit mehr als 25 Jahren ist sie mit dem Schauspieler Leigh Lawson (69) verheitatet. Mit ihm gemeinsam betreibt sie eine Produktionsfirma und arbeitet zudem in den USA mit einem Shopping-Sender zusammen.

Dass damals einige wegen ihrer Statur ätzten, Twiggy sei die Erfinderin der Magersucht, schüttelt sie bis heute locker ab. „Ich habe immer gegessen wie ein Scheunendrescher, aber ich habe einfach nicht zugenommen“, erzählte sie einmal.

Erste Rundungen an ihrem Körper habe sie erst nach der Geburt ihrer Tocher bekommen. Wenn das damalige Model ohne Kurven heute alte Bilder betrachtet, sagt sie trotzdem: „Ich war schon etwas klapprig.“

Der Mode ist sie bis heute verbunden geblieben. Seit 2005 modelt sie für die britische Kaufhauskette Marks & Spencer. Mittlerweile entwirft sie ihre eigene Kollektion. Auch heute sieht Twiggy noch blendend aus, deutlich jünger als 65, Lachfalten und Krähenfüße inklusive.

Ihren Altersgenossinen zeige sie - so die Zeitung „Guardian“ vor einiger Zeit -, wie man in Würde altern könne. Daher überrascht auch nicht, dass Twiggy sich die 60er Jahre nicht zurück wünscht. „Ich bin dankbar, dass ich sie erlebt habe. Es war eine aufregende Zeit, aber ich will nicht in der Vergangenheit leben.“

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