Dschungelcamp 2019 Die Dschungelcamp-Kandidaten im Check

Düsseldorf · Das Dschungelcamp braucht Lästerei, Ekel, Fremdscham und Drama. Welche Kandidaten sorgen im Jahr 2019 wofür? Ein Überblick.

 Diese Kandidaten wollen sich im Dschungel die Krone aufsetzen.

Diese Kandidaten wollen sich im Dschungel die Krone aufsetzen.

Foto: MG RTL D/Arya Shirazi

Braunschlange und Trichternetzspinne: aufgemerkt! Mit der Ruhe im australischen Regenwald hat es ein Ende. Ab diesem Freitag (21.15 Uhr) verspritzt das Gift im angeblich gefährlichsten Dschungel der Welt wieder RTL beziehungsweise das Dutzend C- bis F-Promis, das zur quotenträchtigen Volksbelustigung zusammengepfercht und auf Reis-Bohnen-Diät gesetzt wird. Und natürlich die beiden vom TV-Sender dafür hochbezahlten Ober-Giftspritzen Sonja Zietlow und Daniel Hartwich, die allabendlich in deutsche Wohnzimmer rufen werden: „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“

Gift ist das Geheimrezept der Mutter aller deutschen Trash-TV-Formate. Andere Sendungen in dem hart umkämpften Genre, das längst nicht mehr verpönt, sondern vollkommen salonfähig ist, können vom Bachelor bis zu Love Island immerhin noch ein bisschen mit des Zuschauers Sehnsucht nach – wenn auch inszenierter – Romantik spielen. Das Dschungelcamp indes braucht Lästerei, Ekel, Fremdscham. Die komplette Klaviatur menschlicher Abgründe. Die Frage wird lauten: Wie sorgt man in diesem Jahr für eine ausreichend hohe Dosis dieses Gifts? Es ist immerhin Staffel 13.

Tiertestikel aufzutischen und zu hoffen, dass ein Instagramsternchen sie hinunter- und bestenfalls wieder gleich in die Kamera heraufwürgt, wird nicht mehr reichen. Das weiß man sicher auch bei RTL, nachdem das Camp 2018 von Kritikern als langweilig, sogar bräsig verrissen wurde und mit durchschnittlich 5,5 Millionen Zuschauern einen Quotentiefpunkt der letzten Jahre markierte (Rekordjahr war 2014 mit fast acht Millionen).

Eine Maßnahme, die mehr Zunder in den Kampf um die bisher eher symbolische Dschungelkrone bringen könnte, wurde schon bekannt: Dem Sieger winken erstmals 100 000 Euro Prämie.

Gisele Oppermann - „die Heulsuse“

Und schließlich gibt es unter den aktuellen Kandidaten Menschen wie Gisele Oppermann, die als Motivation für die Teilnahme offen angibt, ein schönes Häuschen für sich und die vierjährige Tochter kaufen zu wollen. Was indes der Sender von ihr erwartet, wird angesichts ihrer Kurzvorstellung überdeutlich, wo sie nach einer tränenlastigen „Germany’s next Topmodel“-Staffel 2008 immer nur „die Heulsuse“ genannt wird.

Sex sells mit Leila Lowfire und Sybille Rauch

Dschungelcamp 2019 - Das sind die Kandidaten
13 Bilder

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Foto: rtl

Ähnlich klar ist bei anderen Campern in spe, was sie zur Unterhaltung der Massen beitragen sollen: die vollbusige Sex-Podcasterin Leila Lowfire, die schon angekündigt hat, die Dschungeldusche nackt aufzusuchen, deftige Lagerfeuergespräche; Sybille Rauch Lebensbeichten über ihren langen Absturz von der Sexbombe aus „Eis am Stiel“ zur drogenabhängigen Prostituierten, die im Wohnwagen haust; der selbsternannte Millionär Bastian Yotta, der sich selbst als „Moneymagnet“ und „Mediensau“ bezeichnet, protzigen Machismus, an dem sich Fernsehdeutschland reiben darf – die Frauen im Camp leider nicht, hat Yotta schon vorgewarnt, denn er sei vergeben und herz- statt schwanzgesteuert.

Zwischenmenschliche Dramen mit Evelyn Burdecki und Domenico de Cicco

Aber für zwischenmenschliche Dramen und offensichtlich allein dafür hat RTL ja eigens Evelyn Burdecki und Domenico de Cicco angeheuert, die beide durch Dating-Formate getingelt sind und sich schließlich bei „Bachelor in Paradise“ fanden – einer Erfindung des Senders zwecks Recycling früherer „Bachelor“- und „Bachelorette“-Kandidaten, bei der sie mit jeder Menge Cocktails auf eine thailändische Trauminsel gesperrt und noch einmal auf die Suche nach wahrer Liebe geschickt wurden. Evelyn und Domenico fanden sich dort im vergangenen Jahr vermeintlich. Doch kurz darauf kam heraus, dass der Italiener im Begriff war, mit einer anderen Frau Vater zu werden. Alles aus. Wiedersehen im Dschungel. Cleverer Schachzug der TV-Strategen. Punkten könnte Evelyn als niedliches Dummchen zusätzlich noch mit O-Tönen wie in ihrem Vorstellungsvideo auf der RTL-Internetseite, in dem sie ihre Sorge um die „199 Prozent Wasserfeuchtigkeit“ im australischen Regenwald äußert.

Kandidaten mit Fragezeichen - Peter Orloff, Doreen Dietel und Sandra Kiriasis

Bei anderen Kandidaten ist weniger offensichtlich, welche Rolle ihnen zugedacht ist – und warum zur Hölle sie sich das selbst antun. Etwa bei Schlagerstar Peter Orloff, der nach eigenem Bekunden vor allem viel sportliche Betätigung plant. Und bei Schauspielerin Doreen Dietel, die nach einer Kostprobe von Schweineblut in ihrer Kindheit auf einem DDR-Bauernhof, so sagt sie, ausgerechnet der ekeligen Essensprüfungen wegen in den Dschungel drängt. Oder bei der siebenfachen Bob-Weltmeisterin Sandra Kiriasis, die als Ex-Soldatin angeblich gern mal wieder durch den Dreck robben will. Am skandalträchtigsten klingt bei ihr die Reisebegleitung: Kiriasis hat Indira Weis mit nach Australien genommen. Sie war 2011 selbst Kandidatin bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und lieferte eine astreine Lovestory mit Sänger Jay Khan, die – immense Empörung in Fernsehdeutschland – gar nicht echt gewesen sein soll.

Die großen Unbekannten und der Dschungel-Welpe

Die großen Unbekannten im Portfolio des Dschungels 2019 sind Chris Töpperwien, Currywurstbräter aus der Aussteiger-Soap „Goodbye Deutschland“, Tommi Piper, die deutsche Stimme von Alf und selbsternannter „Mister Spleen“ des Camps, und der Dschungel-Welpe Felix van Deventer (22), der in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ spielt und ein weiteres Beispiel fürs effiziente RTL-Recycling der Eigengewächse ist. Laut Sender in ersten Umfragen aber auch Favorit für die Krone.

Der ultimative Tipp für den Dschungelkönig 2019

Undenkbar scheint das nicht. Schließlich lautet der ultimative Tipp für den Dschungelkönig 2019 laut Moderator Daniel Hartwich, er dürfe „keine doofe Sackratte“ sein. Die Dschungelhistorie zeigt: Die Krone geht in der Regel an schrille Vögel – wie Ross Anthony (2008), Joey Heindle (2013) und Menderes Bagci (2016) – oder harte Arbeiter – wie Brigitte Nielsen (2012) und Melanie Müller (2014) –, in jedem Fall aber an diejenigen, die zwischen allem Palmen-Pomp und Scheinwerfer-Scharmützel ehrlich und authentisch rüberkamen. Nie an die ganz großen Giftspritzen. Es ist das Paradox des Dschungels.

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