Das Drama von Brühl: Nur einer überlebt

Bei der Explosion sterben ein Mann (45), seine Tochter (10) und seine Lebensgefährtin (47).

Brühl. Im Regal steht noch eine DVD-Kollektion mit Sissi-Filmen, auf der Hülle lächelt Romy Schneider. Sonst ist alles weg. Der Großteil des Hauses an der Pingsdorfer Straße 129 in Brühl ist verschwunden, ist mit einem dumpfen Knall in sich zusammengefallen.

Verblüffend, wie wenig von einem zweistöckigen Eckhaus übrig bleibt, wenn es einstürzt. Aber die Regalwand mit den Sissi-DVDs ist durch Zufall verschont worden. Sie stehen noch genau dort, wo ihr Besitzer sie einsortiert hat.

Ein Haus verschwindet, und begräbt vier Menschen unter sich. Drei Tote bergen die Helfer am Sonntag bis zum späten Nachmittag - vermutlich handelt es sich um den 45 Jahre alten Vater dreier Kinder und dessen Lebensgefährtin sowie um die zehnjährige Tochter des Mannes.

Die beiden Söhne hatten Glück: Der Ältere (15) von ihnen war zum Zeitpunkt des Unglücks am Samstagabend gerade weg; den Jüngeren - zwölf Jahre alt - konnten Feuerwehrleute unter Lebensgefahr mit bloßen Händen ausgraben.

Anneke Jansen (76) steht vor ihrer Haustür und schaut über die Straße. Sie kann jetzt bei den Nachbarn ins Schlafzimmer sehen, ein Stück davon ist stehen geblieben. Holzbett mit blauem Bezug. Daneben das Bad, die Toilettenrolle hängt noch. Im Nebenhaus sitzt ein Bestattungsunternehmen. Makaber wirkt das jetzt.

Die Nachbarin sinnt über das Leben nach. "Man denkt immer, es passiert woanders." Das sagen auch andere Nachbarn an diesem Vormittag. Und dann tun sie doch das, was sie sowieso getan hätten: Anneke Jansen hat Verwandte von auswärts da, die wollen den Weihnachtsmarkt sehen.

Als ein Notarztwagen vorfährt, geht im Nebenhaus ein Fenster auf, und Nachbarn beugen sich mit einer Kamera aus dem Fenster. "Gaffer!", sagt ein alter Mann dazu - und zu sich selbst: "Da sieht man, wie schnell alles zu Ende sein kann." Und wie wenig dann übrig bleibt.

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