Claus Kleber: Die Nerven lagen manchmal blank

Claus Kleber zeigt im ZDF eine Dokumentation über Atombomben: „Ich nehme die Bedrohung jetzt ernster.“

Herr Kleber, für Ihre dreiteilige Dokumentation sind Sie den Spuren der Atombombe gefolgt und haben festgestellt, dass Nuklearwaffen nach wie vor eine große Gefahr für die Menschheit sind. Ein beängstigendes Thema.

Claus Kleber: Durchaus, die Atombombe ist ein Problem der Menschheit, das unmittelbar existenzbedrohend ist. Ich persönlich nehme die nukleare Bedrohung jetzt sehr viel ernster, als das vor der Arbeit an der Dokumentation der Fall war. Wir wollen die Zuschauer mit unserem Film aber nicht verängstigen, sondern in erster Linie auf dieses Problem hinweisen, damit es auch angepackt wird. Wir möchten zeigen, dass es Wege aus dem Wahnsinn gibt.

Welche könnten das sein?

Kleber: Man muss in erster Linie die weitere Ausbreitung von Nuklearwaffen stoppen, mit allen Mitteln, es gibt jetzt schon viel zu viele. Wenn beispielsweise der Iran die Atombombe bekommt, dann kann das einen Dominoeffekt bei anderen Nationen in schwierigen Regionen haben. Zweitens muss man dafür sorgen, dass die zivile, friedliche Nutzung der Kernkraft nicht als Eingangstor für militärische Programme missbraucht wird.

Die Dreharbeiten in den USA, Moskau, Pakistan oder dem Iran waren nicht einfach. Welches waren die größten Schwierigkeiten?

Kleber: Wir waren häufig nicht willkommen, nicht mal bei den deutschen Tornado-Jagdflugzeugen, die in der Pfalz Atombomben-Abwürfe proben. Auch nicht in Amerika, wo wir einen Stützpunkt der Air Force in Montana besucht haben. Es hat teilweise Monate gedauert, bis wir die Genehmigungen bekommen haben - das war das Allerschwierigste. Als wir unser Thema präsentiert haben, gingen natürlich überall die Alarmglocken an.

Gab es Schikanen?

Kleber: Das nicht, aber die Atmosphäre war zum Teil recht angespannt. Einmal hat ein aufgeregter Mann in Pakistan eine Pistole gezogen - nicht wegen unserer Recherchen, sondern weil wir eine verhüllte Frau nicht filmen sollten, die im Hintergrund durchs Bild lief. Der Vorfall hat uns gezeigt, dass die Nerven manchmal blank lagen.

Mussten Sie das gedrehte Material den Behörden zeigen?

Kleber: Nein, das nicht. Wir haben den Amerikanern in einem Fall sogar von uns aus angeboten, ihnen eine Szene zu zeigen, in der ein Sprengkopf auf eine Rakete montiert wird - einfach um sicher zu gehen, dass wir nichts Geheimes gedreht haben, und um sie von unserer Ehrlichkeit zu überzeugen. Aber das wollten sie dann gar nicht sehen.

Weil Sie nichts Neues herausgefunden haben?

Kleber: Wir hatten ja gar nicht den investigativen Ansatz. Die Dokumentation ist vielmehr eine Beschreibung des Ist-Zustandes, den man sich jederzeit auch schriftlich vergegenwärtigen kann. Daraus aber einen Film zu machen, ist noch mal was ganz anderes.

Wie viele Zuschauer möchten Sie mit dem Thema erreichen?

Kleber: Eine Million sollte es schon sein. Wichtig ist mir aber vor allem, dass der Film da ist. Das ist öffentlich-rechtliches Fernsehen. Er wird hoffentlich auch auf Phoenix und 3Sat rauf- und runterlaufen.

Wie viele Zuseher schauen sich das wegen Claus Kleber an und wie viele wegen des Themas?

Kleber: Ach wissen Sie, ich habe die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass der Name Claus Kleber gar nicht so zieht.

Jetzt kokettieren Sie aber.

Kleber: Nein, gar nicht. Ich glaube nur, dass wir in den Medien den Werbewert eines Namens oft höher einschätzen als er tatsächlich ist.

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