Cindy erobert den Broadway

Die schrille Komikerin aus Berlin-Marzahn trat in New York auf. Die Reaktionen waren gemischt.

Cindy trat klassisch in pink auf.

Cindy trat klassisch in pink auf.

Foto: Keith Bedford

New York. Besonders schick gemacht hat sich Cindy aus Marzahn für ihren großen Abend nicht. Wie gewohnt trägt die Komikerin einen rosafarbenen Schlabber-Jogginganzug, Turnschuhe und grellpinken Lidschatten und Lippenstift. Aber neben der ebenfalls pinkfarbenen Blume thront in ihrem Haar dann doch dem Anlass entsprechend eine Schaumstoffkrone in Form der Freiheitsstatue. Die Plattenbau-Prinzessin aus Berlin hat es an den renommierten Broadway in New York geschafft. Cindy aus Marzahn ist, so steht es auf einem Plakat, zu „Cindy out Marzahn“ geworden.

Berühmte Comedians wie Jay Leno und Billy Crystal hätten schon auf der Bühne des Stand-up-Clubs Carolines gestanden, verkündet ein Sprecher über die Lautsprecher. „Sie ist den ganzen Weg aus Deutschland hierher gekommen, bitte heißen Sie jetzt die wunderschöne Prinzessin des Plattenbaus willkommen: Cindy out Marzahn.“

Auf Englisch klingt das allerdings eher wie „Cindy out Mahrsahn“. Die rund 200 Zuschauer in dem Kellerclub nahe dem Times Square klatschen und jubeln, als sich Cindy durch die Tische und Stühle auf die Bühne zwängt. „Auf Cindy“ wird an den Tischen geprostet. „Sänk ju, sänk ju, sänk ju.“

Die 42-jährige Komikerin, die mit bürgerlichem Namen Ilka Bessin heißt und vor rund 15 Jahren die Kunstfigur einer übergewichtigen Langzeitarbeitslosen erfand, ist zum ersten Mal in den USA. Ein Porträt in der New York Times vor rund anderthalb Jahren, das Cindy als deutsches Comedy-Phänomen feierte, war der Anstoß für die Reise. Erste Kontakte ergaben sich, das Goethe-Institut half nach und schließlich wurde ein — vorerst einmaliger — Auftritt mit Cindys Show „Pink is bjutiful“ angekündigt.

Der Kellerraum ist dann auch tatsächlich komplett voll — allerdings hat nur ein Bruchteil der Zuschauer die knapp 40 Dollar pro Eintrittskarte auch wirklich bezahlt, die meisten haben Freikarten bekommen.

„Kann ick jetzt ‘n bisschen in Deutsch, versteht ihr mich?“, fragt Cindy, nachdem sie anfangs noch in einem Mix aus Deutsch und Englisch gekauderwelscht hatte — und die Zuschauer jubeln zustimmend. Als die Komikerin anfängt, mit den Zuschauern zu spaßen, wird schnell klar, dass fast jeder in dem Saal aus Deutschland stammt. An einem Tisch sitzt eine Gruppe Praktikanten aus Mannheim, an einem anderen der „ölf“ Jahre alte Tilman („Ein typisch amerikanischer Name“) mit seiner Familie und daneben ein Au-Pair-Junge aus Papenburg. „Papenburg — da kannst du aber auch froh sein, dass du ausgewandert bist, oder?“

Von frech bis unter die Gürtellinie bespaßt Cindy rund neunzig Minuten lang das Publikum, bis sie sich mit einem „vielen Dank für den schönen Abend“ unter begeistertem Klatschen verabschiedet.

Nicht alle Zuschauer sind danach überzeugt. „Nicht ganz mein Humor“, sagt ein Mädchen nach der Show. „Am Anfang war ich überrascht, dass ich mitlachen konnte, zum Ende hin fand ich den Humor dann doch etwas arg am Limit des Niveaulosen.“ Zuschauerin Ina ist anderer Meinung. „Ich fand’s superlustig“, sagte die Hannoveranerin. Allerdings gibt auch sie zu — an die Kombination Cindy aus Marzahn und New York musste sie sich erstmal gewöhnen. „Das war eigentlich so ziemlich der letzte Charakter, den ich mir in Manhattan vorstellen konnte.“

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