Böschungsrutsch im Tagebau Inden bei Jülich

Inden. (dpa) Im Braunkohletagebau Inden bei Jülich sind beachtliche Mengen Erdreich abgerutscht. Auf einer Länge von 100 Metern brachen 450 000 Kubikmeter ab, bestätigte ein RWE-Sprecher am Donnerstag Berichte der „Aachener Zeitung“ und „Aachener Nachrichten“.

Der nächste Ort Inden-Schophoven liegt etwa einen Kilometer entfernt. Es gab keinen Schaden, niemand wurde verletzt.

Der Indener Bürgermeister Ulrich Schuster erwartet vom Bergamt einen Bericht zu dem Zwischenfall. Er sehe aber keine Parallelen zu dem verheerenden Erdrutsch in Nachterstedt (Sachsen-Anhalt) im vergangenen Jahr. Der Zwischenfall in Inden soll der schwerste Böschungsrutsch seit 25 Jahren im Rheinischen Tagebau sein. Nach dem Unglück von Nachterstedt heizt er erneut die Diskussion über die Sicherheit von Böschungen in Braunkohletagebauen an.

Das Erdreich brach nach Angaben von RWE Power letzten Freitag an der „Arbeitsböschung“ ab. Das ist der Teil, an dem der Tagebau voranschreitet. Er sei steiler angelegt als die dauerhaften „Endböschungen“. Wegen Besonderheiten in der Erdkruste sei die Böschung intensiver als sonst überwacht worden.

Bei den ersten Hinweisen auf mögliche Bewegungen griffen demnach die Sicherheitsvorkehrungen. „Eine konkrete Gefahr für die umliegenden Gemeinden ist nicht ersichtlich“, sagte Bürgermeister Schuster. Zwischen Nachterstedt und Inden gebe es nach seinen Informationen keine Parallelen.

Im Dürener Ort Merken sind die Befürchtungen gegen den Tagebau Inden gewachsen. „Die baggern bis 150 Meter an den Ort“, sagte der Sprecher der Interessengemeinschaft Merken, Horst Knapp. Nach jetzigen Planungen werde es Jahre dauern, bis die „Endböschung“ modelliert sei. „Wir werden fünf bis zehn Jahre an einer Steilküste liegen“, sagte er. Inden zeige, welches Risiko das sei.

Die Tagebau-Kommune Düren erfuhr aus der Zeitung von dem Erdrutsch. „Wir müssen uns erst einmal kundig machen“, sagte ein Sprecher. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver Kischer forderte die Einstellung des Tagebaubetriebs in Inden, bis die Umstände des Abbruchs geklärt sind. Das aktuelle Ereignis zeige, dass bei der Standsicherheit von Tagebauböschungen Handlungsbedarf bestehe. RWE müsse endlich sämtliche geologischen Daten im Umfeld des Tagebaus öffentlich zugänglich dokumentieren.

Kurz vor dem Abbruch hatten Archäologen ganz in der Nähe der Böschung an einer römischen Villa gegraben. RWE Power hatte sie über tektonische Besonderheiten in dem Gebiet informiert, sagte der tagebauerfahrene Grabungsleiter Udo Geilenbrügge: „Wir wussten von der geologischen Brisanz an der Stelle.“ Wenige Tage vor dem Abbruch entdeckten die Archäologen Risse im Boden und stellten die Arbeiten sofort ein. „Das Ausmaß dieses Abbruchs ist ungewöhnlich“, sagte Geilenbrügge.

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