BMX: Völlig losgelöst auf zwei Rädern

Fahrer aus aller Welt heben bei den Masters in Köln ab. Knochenbrüche sind nicht ausgeschlossen.

Köln/Wuppertal. Halsbrecherisch stürzt sich der BMX-Fahrer die Startrampe runter, steuert mit maximalem Schwung das erste Erdhügel an, springt, nutzt den Flug für einen Rückwärtssalto (Backflip). Dann das nächste Hindernis, der nächste Sprung, der nächste Trick jenseits physikalischer Grenzen: mit über Kreuz verdrehtem Lenker (X-Up), in der Luft unter dem Körper quergestelltem Rad, 360 Grad-Drehungen.

Dergleichen spektakuläre Akrobatik mit dem Rad bieten dieses Wochenende die dritten Suzuki BMX-Masters im Kölner Jugendpark. Beim größten europäischen BMX Freestyle (Freistil)-Wettbewerb treten Fahrer aus aller Welt nicht nur in der Urdisziplin "Dirt" gegeneinander an, wobei sie über Erdhügel fegen und ihre Tricks in der Luft vollführen. Auf dem Meisterschaftsprogramm stehen außerdem: Street Parcours, bei dem auf allem gefahren wird, was man auf der Straße findet; Halfpipe, Wettbewerb in einer in der Längsachse halbierten Röhre; Miniramp (kleine Halfpipe); Flatland, eine Art modernes Kunstradfahren.

In der Halfpipe wird sich wie im vergangenen Jahr "Kondor" Mat Hoffman in die Lüfte schwingen. Nach 50 Knochenbrüchen, diversen Höhenrekorden und zehn Weltmeistertiteln ist die 34-jährige BMX-Ikone aus den USA noch immer nicht satt, denn BMX ist nicht nur Sport, sondern Lebenseinstellung. So färben sich bei manchen Aktiven die Schläfen bereits grau. Der Nachwuchs schläft aber auch nicht und bietet unter anderem auf dem Street-Parcours den Routiniers Paroli. Für die allerjüngsten Sprösslinge ist sogar ein Wickelzelt vorhanden.

Der 26-jährige Manuel Bernardo aus Wuppertal hat eine kürzere Anreise, er will den Stars aus Übersee Paroli bieten. Als kleiner Junge hatte er den BMX-Fahrern fasziniert zugeschaut, die im Park über Kartons gesprungen sind. Vor zwölf Jahren bekam Bernardo sein erstes eigenes BMX-Rad. Zunächst fuhr er aus Spaß, jetzt trainiert er täglich. Sein Übungsgelände ist ein großer, flacher Parkplatz. Seine Tricks hat er sich alle selbst beigebracht. In Köln startet Bernardo in der Master-Klasse. In zweieinhalb Minuten muss der Wuppertaler dann zeigen, was er drauf hat.

Natürlich locken auch die 30 000 Euro Preisgelder, Partys und der Dirt-Parcours, dessen Architekten wieder ein paar außergewöhnliche Schikanen eingebaut haben. Schlechtes Wetter müssen Aktive und Zuschauer nicht fürchten: Alle Tribünen, die Halfpipe und die Miniramp sind überdacht, Flatland findet wie gewohnt im großen Zelt statt.

Querfeldein Bicycle Moto Cross, kurz BMX, entstand Ende der 1960er Jahre in den USA. Ein 20-Zoll-Fahrrad dient dem Fahrer für seine Kunststücke. Ursprünglich wurden Rennen auf einem mit Sprüngen und Steilkurven versehenen Sandkurs ausgetragen. Später entstand das freiere Fahren, bei dem es auf Tricks, den dazu benötigten Mut und Geschicklichkeit ankommt.

Disziplinen Es gibt fünf Freistilrichtungen: Dirt - die Fahrer springen über Erdhügel; Flatland - Kunstradfahren auf ebener Fläche; Street - die wohl beliebteste Disziplin, in der auf allem gefahren wird, was man auf der Straße findet, wie etwa Treppengeländer, Kunstwerke und Hauswände; Miniramp und Halfpipe (Vert) - die Fahrer "schaukeln" und springen durch eine halbierte Röhre.

Meisterschaft Die Masters finden vom 13. bis 15. Juli im Jugendpark Köln statt. Tribünen, Halfpipe und Miniramp sind überdacht, Flatland findet im Zelt statt. Eintritt: Freitag 6 Euro, Samstag und Sonntag 9 Euro.

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