Blind auf die Technik verlassen?

Prozess soll die Ursache des Transrapid-Unglücks klären.

Osnabrück. Keiner, der dabei war, wird die Eindrücke je vergessen: Der aufgerissene Transrapid, Wrackteile, der Geruch von verschmortem Gummi. 23 Menschen sind am 22. September 2006 in dem Magnetzug ums Leben gekommen. Elf Menschen wurden verletzt. Am Donnerstag stehen die beiden diensthabenden Fahrdienstleiter vor Gericht.

Die Staatsanwaltschaft hält sie für die Hauptverantwortlichen. Sie gaben dem Hochgeschwindigkeitszug an jenem Morgen um kurz vor zehn Uhr die Startfreigabe. Was sie übersahen: Der tonnenschwere Wartungswagen, der die Bahn jeden Tag abfuhr, stand noch auf der Strecke. Wenige Sekunden später raste der Magnetzug mit Tempo 170 in das scheunentorgroße Hindernis. Der Lokführer hätte bremsen können, aber er vertraute blind seinen Leitstand-Kollegen und schaute nicht aus der Windschutzscheibe. Auch er gehört zu den Toten.

Bereits 2008 mussten sich zwei frühere Betriebsleiter vor Gericht verantworten. Sie wurden für Organisationsmängel zu Geldstrafen von 20 000 und 24 000 Euro verurteilt. An diesem Donnerstag geht es um die beiden Fahrdienstleiter. Ein Prozess war unter anderem bislang nicht möglich, weil beide als selbstmordgefährdet galten. Schon im ersten Verfahren wurde klar, dass einer von ihnen den Werkstattwagen schlicht vergessen haben muss. Sein Kollege sollte ihn überwachen. „Die Angehörigen erhoffen sich jetzt Klarheit darüber, was im Leitstand passiert ist“, sagt der Anwalt Ralf Molzahn, der Hinterbliebene als Nebenkläger vertritt.

Vielleicht geht es am Donnerstag schnell im Osnabrücker Landgericht. Es ist nur ein Verhandlungstag eingeplant.

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