Bildungsoffensive: 36 Gesetze für den Schulerfolg

Ex-Lehrer Adolf Timm setzt Eltern auf die Schulbank.

Düsseldorf. 25 Jahre unterrichtete Adolf Timm an der "Europaschule Timmendorfer Strand" Kinder und Jugendliche. Inzwischen hat der ehemalige Direktor wenn auch nicht die Seiten, so doch seine Klientel gewechselt. Statt Schülern sitzen nun Eltern auf seiner Schulbank.

"Die Gesetze des Schulerfolgs" nennt Timm sein Seminar, mit dem er Mütter und Väter fit macht für den Alltag ihrer Kinder. Und Timm stellt eine mutige These auf: "Schulerfolg ist machbar", sagt er und macht damit allen Eltern Hoffnung, die sich von Turbo-Abitur, Nachhilfeunterricht und der Angst vor dem schulischen Absturz getrieben sehen.

"Eltern müssen viel mehr in die schulischen Abläufe einbezogen werden", meint Timm. Dabei seien sie der Schlüssel für eine erfolgreiche Schullaufbahn ihrer Kinder. Dagegen bringe das Drehen an der Reformschraube nicht den gewünschten Erfolg.

Eine Einschätzung, die der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann teilt. Der Autor der Shell-Jugendstudie 2002 und 2006 plädiert seit langem für schulbezogene Pflichtseminare für alle Eltern - quer durch alle Schichten. Denn Wohlstandsverwahrlosung und Leistungsdruck wirken sich genauso negativ auf den Nachwuchs aus wie mangelnde Bildung der Eltern und materielle Armut. Hurrelmann unterstützt Timm bei der Konzeption der Seminare und stellt sich selbst als Referent vor die Eltern-Klassen.

Untersuchungen im Rahmen der Pisa-Studien zeigen, dass die Elternhäuser einen mehr als doppelt so großen Einfluss auf den Schulerfolg der Kinder haben wie Unterricht und Lehrer zusammen. Doch Hurrelmann zufolge sind etwa 15 Prozent aller Mütter und Väter mit der Erziehung ihres Nachwuchses überfordert.

Ziel der Initiatoren ist es deshalb in den zweitägigen Kursen, "Eltern zu befähigen, auf Augenhöhe mit den Lehrern zu sprechen". Am Ende, so schwebt es Timm vor, soll es gar zu einer Partnerschaft "Familie und Schule" kommen. Das ist indes nicht leicht in einer Zeit, in der Lehrer oftmals als der natürliche Feind der eigenen Kinder ausgemacht werden.

Um das zu ändern, sollen Eltern lernen, wie sie eine "bildungsfördernde Erziehungswelt" schaffen - mit klaren Strukturen, Lob und Motivation. "Kinder wollen lernen. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, diesen Lernwillen zu erhalten", betont Timm.

Dazu gibt es 36 Gesetze, mit denen Eltern zu "Lerncoaches" werden. Neben den Eltern werden aber auch die Lehrer in die Pflicht genommen. "Das Gespräch auf Augenhöhe gilt für Lehrer genauso wie für Eltern", sagt Timm. Seine Vision: In der Schule der Zukunft sollen Elternabende wie Seminare aufgebaut sein und Lehrer und Eltern an einem Strang ziehen.

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