Düsseldorf Bilanz: Zoll findet immer mehr Ecstasy

2016 wurden zehnmal so viele Pillen wie im Vorjahr entdeckt — und 2017 wächst die Menge weiter rasant. Intensiviert wird auch der Kampf gegen Geldwäsche.

Düsseldorf: Bilanz: Zoll findet immer mehr Ecstasy
Foto: dpa

Köln. 1,3 Millionen bunte Ecstasy-Tabletten liegen in Plastiktüten gestapelt vor der Stellwand. Auf der steht geschrieben, dass die Drogen etwa im Juli vom Zollamt Regensburg sichergestellt wurden, andere im August in Solingen in der Schlafkabine eines Lkw auftauchten. Zehn Millionen Euro Straßenverkaufswert sind da beim Zoll am Flughafen Köln/Bonn aufgeschichtet. Wolfgang Schäuble schaut beeindruckt. Die Generalzolldirektion präsentiert ihre Jahresstatistik — und der Bundesfinanzminister als oberster Dienstherr ist aus Berlin angereist.

Düsseldorf: Bilanz: Zoll findet immer mehr Ecstasy
Foto: Juliane Kinast

Es sei eine „eindrucksvolle Bilanz“ sagt Schäuble. Knapp 132 Milliarden Euro hat der deutsche Zoll im vergangenen Jahr eingenommen und somit etwa die Hälfte der Steuern im Bund. Immer wieder übernehme er neue Aufgaben wie zuletzt die Kontrolle der Einhaltung eines Mindestlohns, betont der Minister — und eine neue große Herausforderung bei der Bekämpfung der Terrorfinanzierung kommt jetzt auch noch auf die Zöllner zu (siehe Kasten: „Geldwäsche-Einheit“). Die Bilanz 2016:

Düsseldorf: Bilanz: Zoll findet immer mehr Ecstasy
Foto: Juliane Kinast

Drogenschmuggel „Ecstasy feiert ein Comeback“, sagt Uwe Schröder, Präsident der Generalzolldirektion. Knapp zwei Millionen Tabletten und somit das Zehnfache der Menge aus dem Vorjahr entdeckte der Zoll 2016. Und: Diese Rekordzahl wurde jetzt bereits in den ersten drei Monaten 2017 schon erreicht. Gut neun Tonnen anderer Drogen landeten ebenfalls in den Asservatenkammern — vorwiegend Kokain, Marihuana und Amphetamine.

Produktpiraterie Weniger, aber dafür wertvollere Markenfälschungen zog der Zoll 2016 aus dem Verkehr. Ihr Wert lag 2016 bei insgesamt 180 Millionen Euro — 2015 waren es noch 130 Millionen.

Verbraucherschutz Viele Fälschungen tun nicht nur der Wirtschaft weh. So beschlagnahmten Zollfahnder 2016 in Thüringen 10 000 Flaschen gepanschten Wodka mit einem ums 300-Fache überschrittenen Methanolgehalt, in Essen gar 1000 Flaschen, in denen der Methanolanteil um das 400-Fache erhöht war. Das, so der Zoll, könne zu Erblindung oder gar Organversagen führen.

Auch gefälschte Böller machen den Zöllnern Sorgen. Im Keller eines Berliner Wohnhauses fanden sie im vergangenen Jahr allein eine Tonne illegaler Pyrotechnik mit einer Netto-Explosivmasse von 300 Kilo. Auch Medikamente werden gefälscht. „Viele illegal gehandelte Medikamente enthalten überhaupt keinen Wirkstoff — wenn Sie Glück haben“, warnt Schröder.

Artenschutz Reisende sind offensichtlich besser aufgeklärt: 1300 Verstöße gegen den Artenschutz deckte der Zoll noch 2015 auf, 2016 „nur“ noch 915. Doch es gab herausragende Fälle: Etwa den Fund von 625 Kilo Elfenbein, die vom Berliner Flughafen Schönefeld nach Vietnam gehen sollten. Bei den weiteren Ermittlungen wurde in Hessen ein Werk mit Fertigungsstraße für Schnitzereien und weiteren 600 Kilo des Elefanten-Stoßzahns entdeckt. Laut Zoll der größte Fund in Deutschland.

Waffenhandel Ermittler des Zolls waren es auch, die im Sommer den 31-Jährigen schnappten, welcher dem Münchener Amokläufer seine Tatwaffe verkauft haben soll. Der Mann trug eine geladene Pistole bei sich, acht weitere Waffen wurden sichergestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort