Betrug: Kanalreinigung zu Wucherpreisen

Neue Masche dubioser Firmen. Opfer sind vor allem Senioren.

Neuss. Dubiose Kanalreiniger sind derzeit im Rheinland unterwegs, um vor allem ältere Menschen auszunehmen. In Neuss ist in dieser Woche ein 74-Jähriger Opfer der neuen Masche geworden. Frühmorgens klingelte es an seiner Haustür, ihm wurde eine günstige Kanal-Sichtung angeboten. "Kostet nur 39 Euro", sagten die Männer, die dann dringenden Handlungsbedarf feststellten. Der beeindruckte Senior gab daraufhin einen Auftrag. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte: 6000 Euro stellte ihm die Firma für die Reinigung in Rechnung.

"Diese Firma ist bei uns bekannt. Sie gehört zu einer der größten Betrügerbanden und agiert inzwischen deutschlandweit", sagt Ralf Sluke, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Rohr- und Kanaltechnik-Unternehmen. Die Mitarbeiter würden Fantasie-Ausdrücke wie "Kanalfeinausschleifung mit Kanalspezialschleifbürste" benutzen, die es in der Branche nicht gebe. "Damit gaukeln die Kompetenz vor", sagt Sluke.

Tatsächlich sind Hausbesitzer per Gesetz verpflichtet, für die Dichtheit ihrer abwassertechnischen Anlagen zu sorgen. "Dies bietet die Grundlage für diverse Betrugsmaschen", warnt Sluke, der sich über die schwarzen Schafe in der Branche ärgert. Den Opfern würden als Beweis für dringend notwendige Arbeiten Aufzeichnungen der Kanal-Kamera vorgeführt. Meist liege schon eine "vorbereitete" Videoversion von völlig desolaten Rohren bereit, mit der der Zustand "bewiesen wird". Der Verband rät allen Geschädigten, Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

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