Bergische Städte buhlen um Kunden

Zwei große Outlet-Center sind in Wuppertal und Remscheid geplant. Auf engstem Raum entstehen damit zwei Konkurrenten.

Bergische Städte buhlen um Kunden
Foto: Stefan Koopmans

Wuppertal/Remscheid. Wuppertal und Remscheid schicken sich an, dem Einzelhandels-Magneten Düsseldorf etwas entgegenzusetzen. In Wuppertal soll direkt am Hauptbahnhof Elberfeld, dort, wo gerade für 140 Millionen Euro das neue Tor zur Stadt gebaut wird, womöglich ein Factory-Outlet-Center (FOC) entstehen.

Unter anderem das Röntgen-Stadion muss weichen, wenn die Pläne in Remscheid umgesetzt werden. Foto: Keusch

Unter anderem das Röntgen-Stadion muss weichen, wenn die Pläne in Remscheid umgesetzt werden. Foto: Keusch

Foto: Roland Keusch

Ein Investor aus dem Nachbarstädtchen Wülfrath will das ansehnliche Gebäude der ehemaligen Bundesbahndirektion zu einem Einkaufsparadies für Bekleidung, Schuhe, Lederwaren und auch Porzellan umbauen. Das ist das Sortiment, mit dem FOCs heute schon an vielen Orten in Deutschland Millionen von Kunden anlocken. Und das ist es auch, was ebenso viele Kunden Jahr für Jahr an die Königsallee lockt.

In der ehemaligen Bundesbahndirektion in Wuppertal Elberfeld, Döppersberg, soll das Factory Outlet Center entstehen. Foto: Fischer

In der ehemaligen Bundesbahndirektion in Wuppertal Elberfeld, Döppersberg, soll das Factory Outlet Center entstehen. Foto: Fischer

Foto: Fischer, A. (f22)

Die Pläne des Wülfrather Investors sind noch neu, stoßen in der Wuppertaler Politik auf Gegenliebe, bergen aber auch Streitpotenzial. Denn etwa 15 Kilometer weiter, in Lennep, will die Stadt Remscheid ein Designer-Outlet-Center (DOC) mit ähnlichem Sortiment bauen. Remscheids Traum ist fortgeschritten. Mit McArthurGlen ist bereits ein Betreiber des DOC gefunden. Die Industrie- und Handelskammer hat das Projekt bereits priorisiert. „Remscheid ist schon weiter“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge.

Dass Wuppertal jetzt auch solche Pläne hegt, hatte in Remscheid für Irritationen gesorgt. Vor allem die Informationspolitik von Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) hatte dessen Remscheider Amtskollegen Burkhard Mast-Weisz (SPD) irritiert. Mitte Dezember war er während einer Bahnfahrt bei der Wiedereröffnung der Müngstener Brücke beiläufig von seinem Wuppertaler Kollegen informiert worden. Und das in einer Phase, in welcher gerade erst zusammen mit der IHK die neue bergische Kooperation ausgerufen worden war.

Eine gemeinsame Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft soll das Bergische als Region vermarkten und an die Fleischtöpfe der EU führen. Um Unternehmen anzulocken. Dies alles aber unter der Prämisse, dass die Städte vorher miteinander reden und sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen.

Nun ergibt sich aber für den gerade erst ins Leben gerufenen Bergischen Regionalrat eine erste Bewährungsprobe. Der Rat ist auf Bestreben der IHK gegründet worden. Er soll die wirtschaftliche Entwicklung des Städtedreiecks Remscheid/Solingen/Wuppertal koordinieren und ist unter anderem mit Ratsleuten aus den drei Städten besetzt. Die Einzelhandelsprojekte sollen nicht das noch zarte Pflänzchen Bergische Kooperation zertreten. „Wir bieten an, das Gespräch zwischen den Städten zu moderieren“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer MichaelWenge deshalb.

Mast-Weisz sieht indes keinen Grund, das DOC-Projekt in Remscheid nicht weiter „mit großem Selbstbewusstsein“ voranzutreiben. Vor einem möglichen Aufeinandertreffen der beiden Oberbürgermeister am Mittwoch bei dem traditionellen Neujahrsempfang der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid in der Historischen Stadthalle Wuppertals griff Mast-Weisz am Dienstag zum Telefon und rief seinen Wuppertaler Amtskollegen an. Er versicherte Jung eine gute Zusammenarbeit. „Ich gehe davon aus, dass wir vernünftig zusammenarbeiten werden“, sagte Mast-Weisz auch unserer Zeitung.

Peter Jung sieht in den Plänen für das Wuppertaler Projekt ohnehin kein Problem für die Nachbarstadt. Das sei nichts, was die Städte auseinanderdividieren könne. „Wenn ein Investor etwas machen will und es rechtlich auch machen könnte, dann ist es Aufgabe einer Stadt, dies zu prüfen.“

Der Bergische Einzelhandelsverband (EHV) steht Outlet-Plänen dagegen grundsätzlich eher skeptisch gegenüber. Er fürchtet um die Kundenfrequenz in den Innenstädten und um den Fortbestand des angestammten Einzelhandels. Erschwerend kommt für den EHV hinzu, dass es um zwei Standorte auf verhältnismäßig engem Raum geht. „Das gibt es meines Wissens nach sonst nirgendwo in Deutschland“, sagt Geschäftsführer Georg-Eike Dalchow. Nicht zuletzt aus diesem Grund will der Verband das Thema im großen Kreis erörtern.

Bisher gibt es in Nordrhein-Westfalen erst zwei größere Outlet-Center: In Bad Münstereifel im südlichen Landesteil und in Ochtrup (westliches Münsterland). Anziehungspunkt für viele Kunden aus Deutschland ist auch das Designer Outlet Center im niederländischen Roermond.

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