Ben Becker: Als Künstler bin ich konservativ

Ben Becker über sein Rüpel-Image und seine neue Fernseh-Rolle als Rotlichtkönig.

Düsseldorf. Herr Becker, "Der Tiger" von Regisseur Niki Stein ist ein Film über Liebe, Tod und Trauer, gleich am Anfang beichtet eine sterbende Frau ihrem Mann einen Seitensprung. Kein leichter Stoff für eine Komödie...

Becker: Als ich das Drehbuch zum ersten Mal gelesen habe, habe ich auch einen Schreck gekriegt und gedacht: Huch, kann man das machen? Im ersten Moment konnte ich über den Anfang gar nicht lachen und habe gesagt: Halleluja, da haste dir ja was vorgenommen, Niki Stein.

Becker: Die Leute interpretieren das bei mir gerne rein, dann heißt es: Jetzt nähert sich der Becker den ganz großen Themen. Aber ich habe schon mit Ende 20 Shakespeare auf der Bühne gegeben, auch im Kinofilm "Schlafes Bruder" ging es um Leben, Tod und Liebe, und die großen Themen reizen mich auch privat schon seit langem.

Becker: Man bietet mir gar nicht mehr so viel an, weil sich die Leute sagen: Der hat eh keine Lust, der will was anderes. Wenn man zwei-, dreimal Rollen absagt, wachsen da auch Berührungsängste.

Becker: Im Fernsehen laufen halt viele Geschichten, bei denen ich sage: Nö, da hab ich keine Lust zu. Ich bin ja in meinem Beruf angetreten, um mich künstlerisch zu äußern und nicht ausschließlich, um Geld zu verdienen, und deshalb wird man mich in bestimmten Sachen nicht sehen.

Becker: Vor einem Jahr hat man mir eine Serie angeboten, da habe ich gesagt: Tut mir leid, ich sehe mich nicht für zwei Jahre mit einer Tasse Tee als Staatsanwalt durchs Amtsgericht Tiergarten flitzen. Meine eigenen Projekte wie "Die Bibel" sind außerdem sehr zeitaufwendig. Ich tobe mich gerne auf der Bühne aus. Vom Theater kann ich leben, und das macht mir großen Spaß. Ich bin beim Fernsehen aber gerne dabei, wenn jemand eine vernünftige Rolle anzubieten hat.

Becker: Das ist eine Rolle, bei der ich gesagt habe: Die macht einfach Spaß, das muss einfach sein. Die Figur hat eine Vielschichtigkeit und dazu einen komischen, ironischen Aspekt, das hat mich gereizt. Einerseits ist "Der Tiger" natürlich überzogen, unsympathisch, auf der anderen Seite ist er plötzlich doch sympathisch, ein Clown, dessen Fassade zerbröselt. Die Rolle bedient natürlich ein bisschen das Klischee von Ben Becker als Enfant terrible, aber wir stellen das in dem Film ja mit einem Augenzwinkern dar.

Becker: Nein, das würde ich mir selber nicht glauben, wenn ich sagen würde, dass mir das total egal ist. Aber so weh mir die Berichterstattung in der Boulevardpresse auch oft getan hat: Ich hab’ da jetzt ein härteres Fell bekommen.

Becker: Mein Publikum weiß mich sehr genau einzuschätzen und ist mir sehr treu, deshalb spiele ich auch so gerne Theater. Wenn ich irgendwo hinkomme, ist der Laden ausverkauft, dabei ist das Publikum dann teilweise konservativer, als man denkt, weil ich ja auch als Künstler eine sehr konservative Haltung habe.

Becker: Was die Disziplin und die Ernsthaftigkeit der Arbeit angeht. Da bin ich unglaublich alte Schule, mache nichts mal eben locker vom Hocker. Ich gebe alles, und das lieben die Leute.

ARD, Mittwoch 20.15 Uhr: "Der Tiger oder Was Frauen lieben!"

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