Beben in Rheinland-Pfalz und Hessen

Mainz/Wiesbaden (dpa) - Ein Grollen, mitten in der Nacht. Die Möbel wackeln, Katzen springen unruhig durchs Haus, etliche Menschen im Rhein-Main-Gebiet schrecken aus dem Schlaf auf. Wieder hat die Erde gebebt, dieses Mal allerdings deutlich stärker als sonst.

Um 2.36 Uhr erzittert der Boden im Westen von Mainz, im Stadtteil Finthen messen die Experten eine Stärke von 3,4. „Es war eine Sekundensache“, sagt die 55-jährige Ute Klein, die die Erschütterung in ihrer Wohnung im elften Stock eines Hochhauses wie viele andere Menschen aus dem Schlaf riss. „Das hat so gewackelt.“ Vier Stunden später, um 6.52 Uhr, bebt es zwischen Wiesbaden und Mainz ein weiteres Mal, der Seismograph des Hessischen Erdbebendienstes (HED) zeigt den Wert 2,7 an.

Menschen werden nicht verletzt, Schäden nicht gemeldet. Nur ein Carport stürzt in Wiesbaden ein, das Dach hatte allerdings auch schon mächtig unter dem schweren Schnee gelitten, wie die Polizei mitteilte. Weitere Nachbeben wird es wahrscheinlich geben, schätzt Bernd Schmidt vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Geologie und Bergbau. „Ob die spürbar sind, kann man nicht sagen“, sagt er der Nachrichtenagentur dpa.

Fachleute aus Rheinland-Pfalz und Hessen lokalisieren den Ursprung des Bebens in etwa neun Kilometern Tiefe zwischen den Mainzer Stadtteilen Finthen, Lerchenberg und Drais. Der Ort in der Nähe des künftigen Fußballstadions des Bundesligisten Mainz 05 steht auch Pate für das Beben: „Wir haben uns für den internen Sprachgebrauch auf das "05er-Beben" geeinigt - wegen der Nähe zum neuen Stadion“, sagt der Direktor des Landesamtes, Harald Ehses.

In den Polizeirevieren und bei den Feuerwehren im Rhein-Main- Gebiet klingeln am Vormittag etliche Telefone: „Rund 50 Anrufe sind bei uns eingegangen“, sagt der Mainzer Polizeisprecher Achim Hansen, der ebenfalls wegen des nächtlichen Bebens aufschreckte. Ein Beamter, der das Beben während seiner Schicht erlebt hatte, sagt: „Es hat sich angefühlt wie ein Schlag. Die Wände wackelten und alles im Raum vibrierte.“ Auf der anderen Landesseite in Hessen war das Beben ebenfalls kräftig zu spüren. „Es hat richtig lange gerappelt“, sagt ein Wiesbadener Polizeisprecher. „Zu hören war ein ungewöhnlich lautes Knacken im Gebälk des Altbauhauses, in dem ich wohne“, sagt ein anderer Mann in der Landeshauptstadt.

Zwischen ein und zwei Beben einer vergleichbaren Stärke zeichnet das HED-Team um Matthias Kracht jedes Jahr auf - selten allerdings in Städten wie Mainz. „Das schreckt natürlich mehr Menschen auf als zum Beispiel im Taunus, wo nicht so viele Menschen leben“, sagt Kracht - und beruhigt: „Starke und damit möglicherweise auch katastrophale Beben sind hier eigentlich nicht zu erwarten.“

Ursache für die Erdbeben am sogenannten Oberrheingraben sind Bruchvorgänge in der Erdkruste. „Da werden Spannungen abgebaut“, erklärt Geologe Schmidt. „Die Region um Mainz und Wiesbaden befindet sich am nördlichen Ende des Oberrheingrabens, der im Süden bis Basel reicht. Die beiden Seitenränder wandern auseinander und die Mitte sinkt ab.“ Dieser Prozess von Jahrtausenden gehe aber nicht immer gleichmäßig, sondern ruckartig vonstatten.

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