Bauern in Not: Der nasse Sommer ruiniert die Ernte

Das Getreide verdirbt auf den Feldern. Auch bei Kartoffeln gibt es Probleme.

Düsseldorf. Es ist der Alptraum eines jeden Landwirts: Das Getreide steht überreif auf den Feldern, muss dringend geerntet werden, doch die häufigen Regenfälle haben es so durchnässt, dass es im Lager schimmeln würde. „Wir brauchen dringend drei Wochen trockenes Wetter am Stück, doch das scheint in diesem Sommer einfach unmöglich“, sagt Joachim Holz, Getreideexperte der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Für Landwirte heißt das: Sie stellen sich darauf ein, dass sie ihr überreifes, bereits keimendes Getreide zum Teil nur noch an Hersteller von Tierfutter verkaufen können. Laut Landwirtschaftskammer kann dies pro Feld Einbußen von bis zu 10 000 Euro bedeuten. Hinzu kommen Zusatzkosten, weil die feuchten Ernten getrocknet werden müssen.

Für den Verbraucher heißt das: Er muss mit einem dezimierten Angebot rechnen. Besonders das sensible Dinkelmehl könnte laut dem Wuppertaler Getreidebauern Karl Bröcker knapp werden.

Der Wuppertaler hofft zudem auf das Verständnis der Bevölkerung, wenn die lauten Mähdrescher zurzeit auch nachts unterwegs sind. „Wir müssen jede trockene Gelegenheit nutzen, um die Qualität unserer Ernten zu retten. Alles, was nach dem nächsten Regen gedroschen wird, ist fürs Tierfutter“, sagt Bröcker. Derartige Wetterkapriolen — Trockenheit im Frühling und ein verregneter Sommer — hat er in seinen 45 Jahren als Landwirt noch nicht erlebt.

Auch Kartoffeln haben gelitten und werden wegen der Feuchtigkeit gegen Pilzbefall behandelt. Außerdem sind sie im Frühjahr zu wenig und im feuchten Sommer zu stark gewachsen. Dadurch sind häufig Risse und kleine Dellen entstanden. „Das mindert den Verkaufswert. Für Pommes-Frites-Hersteller etwa sind Kartoffeln mit Rissen nicht zu verwenden“, sagt der Kempener Landwirt Peter Josef Coenen.

Obst- und Gemüsebauern können dagegen aufatmen. Bei Äpfeln steht sogar ein Ernte-Plus um 50 Prozent an. Für Rüben ist die Prognose noch besser.

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