Start im Free-TV „Babylon Berlin“ - Alles, was man zum Serienstart wissen muss

Berlin · „Babylon Berlin“ wird von der ARD als „Fernsehereignis des Jahres“ beworben. Und die historische Krimiserie hat alles, was es zum Erfolg braucht: Ein Millionen-Budget, tolle Kulissen, Erfolg im Pay-TV, Verkäufe ins Ausland. Doch ob es im Free-TV auch klappt?

Der Schauspieler Volker Bruch als Gereon Rath in einer Szene von Folge eins des Kriminalfilms „Babylon Berlin“.

Der Schauspieler Volker Bruch als Gereon Rath in einer Szene von Folge eins des Kriminalfilms „Babylon Berlin“.

Foto: dpa/Frederic Batier

Mit „Babylon Berlin“ startet an diesem Sonntag (30.9., 20.15 Uhr) im Ersten die teuerste deutsche Fernsehserie im Free-TV. Zuvor war die fast 40 Millionen Euro schwere Serie - eine Art Sittengemälde von Berlin Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre - beim Abo-Sender Sky zu sehen und wurde dort als großer Erfolg verbucht. Einige Fakten und Stimmen zum „Fernsehereignis des Jahres“, wie die ARD die Serie bewirbt.

DIE HANDLUNG
Wir schreiben das Jahr 1929. Kommissar Gereon Rath verschlägt es aus Köln nach Berlin zur Sittenpolizei. Er bekommt es dort mit einem Pornoring zutun - und muss erst noch seine Rolle bei den neuen Kollegen finden. Rath hat ein Kriegstrauma, er braucht gegen das Zittern die kleinen Ampullen in seiner Tasche. Seine Kollegin Charlotte Ritter erfährt davon - sie hat aber selbst ein Geheimnis. Und natürlich geht es auch um mehr: etwa um das Elend in den Armenvierteln, die Exzesse im Nachtleben und die Arbeit der Polizei in einer Stadt, die brodelt, um historische Ereignisse wie die Straßenschlacht im „Blutmai“. „Babylon Berlin“ sei eine Liebeserklärung an die Stadt, sagte Achim von Borries, der zusammen mit Henk Handloegten und Tom Tykwer Regie führt, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Wir empfinden das Wort "Babylon" nicht als negativ, wir feiern Berlin.“ Laut der Macher ist es „die erste deutsche TV-Serie, die die politische Entwicklung der Weimarer Republik in allen Facetten und Gesellschaftsschichten erzählt“.

DIE HAUPTFIGUR
Der 38-jährige Schauspieler Volker Bruch hat sich mit historischem Material auf die Hauptrolle als Kriminalkommissar Gereon Rath vorbereitet, der vom Ersten Weltkrieg traumatisiert ist. Der Serienheld zittert unter Stress, verkrampft und nässt sich ein. Um das überzeugend spielen zu können, habe er sich „dokumentarisches Filmmaterial angeschaut, das Menschen zeigt, die im Ersten Weltkrieg solche Traumata erlitten haben“, sagte Bruch den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Davon habe es sehr viele gegeben. „Die Symptome sind höchst unterschiedlich. Wir haben viel ausprobiert und uns dann auf das Zittern der rechten Hand geeinigt, das dann in den Arm geht und schließlich den ganzen Körper erfasst.“

DIE DREHORTE
Gedreht wurde zum Teil in den Kulissen von Potsdam-Babelsberg. Die Serie zeigt finstere Hinterhöfe oder das verruchte Varieté „Moka Efti“ mit Tänzerinnen im Bananen-Rock. Einiges davon gab es wirklich: etwa die Rote Burg, das Polizeipräsidium am Alexanderplatz oder den legendären Berliner Ermittler Ernst Gennat, Spitzname Buddha. Aber auch mitten in Berlin wurde gedreht an Originalschauplätzen, so etwa am Landwehrkanal, am Bahnhof Friedrichstraße oder im Theater am Schiffbauerdamm.

DER SENDEPLATZ
Der Start im Ersten erfolgt auf einem fast heiligen Sendeplatz: Sonntagabend um 20.15 Uhr - wo sonst die Quotenbringer „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ reüssieren. Gleich drei 45-minütige Folgen nacheinander werden zum Auftakt gezeigt, dann geht es bis zum Finale von Staffel 2 am 8. November jeweils donnerstags um 20.15 Uhr weiter. Nach dem Ende einer Staffel sind die Folgen dann noch jeweils sieben Tage lang in der ARD-Mediathek zu sehen.

DIE ZUKUNFT
Fans der Serie dürfen sich Hoffnungen auf weitere Jahre mit „Babylon Berlin“ machen. „Ich glaube fest daran, dass es sieben, acht oder neun Staffeln geben wird. Von uns aus gerne“, sagte die Geschäftsführerin der ARD-Filmproduktionsfirma Degeto, Christine Strobl, der „Heilbronner Stimme“. Die dritte Staffel mit zwölf Folgen wird ab November gedreht; die beiden ersten Staffeln hatten jeweils acht Folgen. Die Serie verkaufte sich in mehr als 90 Länder und bekam bereits mehrere Preise.

WAS ES SONST NOCH GIBT
In der TV-Doku „1929 – Das Jahr Babylon“ von Volker Heise wird an diesem Sonntag (30.9., 22.30 Uhr) direkt im Anschluss an die ersten drei Folgen das Jahr 1929 anhand von Tagebüchern, Protokollen und Briefen anschaulich gemacht. Die Doku erzähle „das Kaleidoskop einer taumelnden Großstadt“, wie es von der ARD heißt. In der ARD-Audiothek startet passend dazu das Hörspiel „Der nasse Fisch“ nach Volker Kutschers erstem Gereon-Rath-Krimi, mit prominenten Stimmen von Ulrich Noethen, Peter Lohmeyer, Uwe Ochsenknecht und Meret Becker. In den Hauptrollen sind Ole Lagerpusch und Alice Dwyer zu hören.

FÜR KRIMILESER
Die Krimis um Kommissar Gereon Rath (in der Serie gespielt von Volker Bruch) waren die Vorlage für „Babylon Berlin“ - und es waren nicht die letzten. Autor Volker Kutscher hat eine neue Kurzgeschichte um den Polizisten angekündigt. „Es wird eine richtige Gereon-Rath-Geschichte, sie heißt Westend und spielt 1937“, sagte Kutscher den VRM-Zeitungen. Doch die neue Story werde nicht in Berlin spielen, sondern in Wiesbaden. Auf dem Krimifestival „KrimiMärz“ in der hessischen Landeshauptstadt will Kutscher sie 2019 vorstellen.

(dpa)
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