Uluru. Australien sperrt seinen „heiligen Berg“ Uluru

Uluru. · Seit Freitag darf der Uluru – früher Ayers Rock – nicht mehr bestiegen werden. Die Entscheidung ist umstritten.

 Tausende Touristen kamen in den vergangenen Wochen noch einmal zum Uluru, um auf die Spitze zu klettern. Wer dies künftig tut, riskiert eine hohe Geld- oder sogar eine Freiheitsstrafe.

Tausende Touristen kamen in den vergangenen Wochen noch einmal zum Uluru, um auf die Spitze zu klettern. Wer dies künftig tut, riskiert eine hohe Geld- oder sogar eine Freiheitsstrafe.

Foto: dpa/Christoph Sator

Ein letztes Mal noch war es am Freitag an dem australischen Berg Uluru – vormals Ayers Rock, inzwischen wieder auf den Namen der Aborigines, der australischen Ureinwohner, geändert – wie an jedem Morgen. Hunderte Touristen aus aller Welt mit Sonnenhüten und Wasserflaschen standen an, um den Berg mitten in der australischen Wüste zu besteigen.

Auf Bitten der hiesigen Aborigines, der Anangu, die hier schon seit mehr als 30 000 Jahren zuhause sind, ist der Weg auf die Spitze ihres heiligen Bergs von diesem Samstag an offiziell verboten. Wer sich trotzdem bei einer Kletterei erwischen lässt, muss mindestens 630 australische Dollar (knapp 390 Euro) zahlen. Es kann noch deutlich teurer werden, bis hin zu ein paar Monaten im Gefängnis.

Dass das Verbot kommt, steht seit Herbst 2017 fest. Seither laufen die Vorbereitungen. Die letzten Jahre baten die Anangu alle Besucher darum, freiwillig unten zu bleiben. Viele hielten sich daran. Zehntausende machten sich trotzdem auf den anderthalb Kilometer langen Weg nach oben.

Parkchef Sammy Wilson, selbst ein Anangu, begründet das Verbot so: „Der Uluru ist für uns ein extrem wichtiger Ort. Kein Spielplatz und auch kein Freizeitpark wie Disneyland.“ Wenn es nur das wäre: Trotz aller Schilder und Broschüren lassen Touristen haufenweise ihren Abfall liegen. Mangels Toiletten verrichten manche auf dem Unesco-Weltkulturerbe auch ihre Notdurft.

Solche Zustände gehören nun der Vergangenheit an. In den letzten Wochen war am Uluru allerdings nochmal so viel los wie wohl nie zuvor in seiner Existenz. An manchen Tagen sah es am Uluru nun so aus wie auf dem Foto vom Mount Everest, das im Frühjahr um die Welt ging: eine lange Schlange von Menschen, dicht an dicht. Alles in allem wurden für 2019 mehr als 400 000 Besucher erwartet. Zum Vergleich: In der Anfangszeit des Uluru-Tourismus, in den 1950er Jahren, waren es ein paar Hundert.

Spätere Öffnung aufgrund starker Winde

Auch am Freitag war die Schlange noch einmal lang. Erschwerend hinzu kam, dass der Berg aufgrund starker Winde erst ab dem Mittag geöffnet werden konnte. Punkt 16 Uhr sperrte die Verwaltung des Nationalparks den Klettersteig dann ab. Nach und nach kamen die letzten Kletterer herunter.

Familie Spencer aus Sydney – die Eltern Steve und Janine, drei Kinder zwischen fünf und elf – gehörte zu den letzten Bergsteigern. „Das ist ein Stück Australien, das allen gehört“, sagt der Vater nach vollbrachter Tat. „Deshalb wollten wir ein letztes Mal alle zusammen da oben stehen.“

Das Verbot ist umstritten. Viele finden es richtig, endlich den Bitten der Aborigines zu entsprechen. 700 000 Ureinwohner gibt es noch, die im Vergleich zu den restlichen 24 Millionen Australiern vielfach benachteiligt werden. Andere halten die Klettertour für so etwas wie ein Grundrecht für alle Bewohner des fünften Kontinents.

Auch unter den Aborigines sind nicht alle einer Meinung. Wenn man mit Jüngeren spricht, lautet die Antwort häufig: „Ist mir egal.“ Der Künstler Billy Cooley, Jahrgang 1952, sagt: „Ich hätte kein Problem damit, wenn der Berg offen bleibt. Die Leute kommen dazu aus aller Welt. Wenn sie heimlich klettern, dann gibt es noch mehr Unfälle.“

Tatsächlich ist der Uluru trotz seiner bescheidenen Höhe von 340 Metern gefährlich. Der Fels ist nicht nur steil, sondern auch extrem glatt. Mindestens 37 Menschen kamen ums Leben. Seit man sich an einer 300 Meter langen Kette nach oben hangeln kann und dadurch auch Halt beim Abstieg hat, sind es weniger geworden.

Auch von deutschen Besuchern gibt es unterschiedliche Töne. „Es ist respektlos, hier herzukommen, auf dem Uluru herumzutrampeln und ein Instagram-Foto zu machen“, sagt Sabrina Reisinger (25). „Das gehört sich nicht.“ Thomas Witt (57) meint: „Wenn da 500 Leute hochgehen, macht es auch nichts aus, wenn 501 Leute hochgehen.“ Andererseits: „Bei uns kann man auch nicht einfach den Kölner Dom hochklettern.“ Er bleibt letztlich unten.

An diesem Wochenende soll es am Uluru eine feierliche Zeremonie geben, von Aborigines und Weißen gemeinsam. Sicherheitshalber wird auch die Polizei dabei sein. Die Einzigen, die künftig noch klettern dürfen, sind die Anunga selbst.

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