Ausreisser: Känguru sucht das Abenteuer in Siegburg

Der kleine „Tequila“ liefert sich mit der Polizei eine aufregende Verfolgungsjagd.

Siegburg. Es war ein ungewöhnlicher Einsatz: Mitten durch Siegburg hüpfte "Tequila" - ein kleines Känguru. Wenn schon nicht australisches Outback, dann wenigstens Augustastraße in der rheinischen Stadt, mag sich das Beuteltier bei seinem Ausflug aus seinem Gartengehege gedacht haben.

Anwohner trauten ihren Augen nicht und alarmierten die Polizei. Ein Streifenwagen nahm mit einem Betäubungsgewehr die Verfolgung auf. Doch "Tequila" war zu wendig, ließ sich auch mit Hundeleckerli nicht locken. Erst Feuerwehrleute konnten das Tier mit einem Netz unverletzt einfangen.

Besitzer Dirk Henn konnte sein exotisches Haustier aus einem benachbarten Tierheim in Troisdorf wieder abholen. Zu Hause wartete das Weibchen "Sunrise" auf den ausgebüxten männlichen Gefährten.

"Ich bin froh, dass die beiden wieder zusammen sind", sagte der 42-jährige Holztechniker. Zurück in den vertrauten Gefilden hüpft der knapp einen Meter große "Tequila" wieder mit mächtigen Sätzen durch den großen Garten, frisst Gras und knabbert an Blättern. Derweil ist "Sunrise" die Lage noch nicht geheuer. Sie duckt sich hinter einen Stein.

"Vor drei Monaten habe ich die beiden Wallabys von einem Züchter aus Trier gekauft", so Henn. Da er einen großen Garten mit einem Naturteich und dort auch schon Meerschweinchen und Kaninchen habe, wollte er noch etwas Exotisches.

In Deutschland gebe es nur eine Handvoll Wallaby-Halter. Die Verpflegung der beiden gut ein halbes Jahr alten Pflanzenfresser sei kein Problem, sagt Henn. Er füttert getrocknete Gräser, Trockenfutter und viel Obst - Äpfel, Bananen oder Melonen. Hier ist zwar nicht die Weite von Australiens Buschland-Wildnis, doch Henn ist überzeugt, dass es seinen Tieren in dem Gehege von etwa 200 Quadratmetern gut geht.

Tierschützer sehen das anders. "Es kann nicht sein, dass sich ein Privatmann mit einem Garten einfach einen eigenen Zoo aufbaut", kritisiert der Geschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröter. Der Tierschutzbund lehne die private Haltung von solchen exotischen Tieren grundsätzlich ab, in einigen Bundesländern sei sie ausdrücklich verboten. NRW aber habe das bisher nicht getan. "Hier kann man theoretisch einen Elefanten im Vorgarten halten."

Nach Beobachtung der Tierrechtsorganisation Peta werden in Deutschland immer mehr Exoten ausgesetzt, oder sie entlaufen. Das könne sehr gefährlich für Menschen oder andere Tiere werden. Der Tier- und Artenschutzverein "animal public" hat allein für die vergangenen Wochen knapp 20Zwischenfälle aufgelistet (eine Auswahl siehe Kasten).

Manche Menschen wollten sich wohl durch die Haltung eines exotischen und oft auch gefährlichen Haustiers profilieren. "Verantwortungsgefühl für das Tier und unbeteiligte Dritte scheint dabei vielen zu fehlen", wirft der Verein den Haltern vor.

"Tequila" habe nur entwischen können, weil der Teich im Moment trocken liegt, der sonst neben den Zäunen den Weg aus dem Garten versperrt", sagt Besitzer Henn. Im Hof riss das Wallaby dann noch einen kleinen Bambuszaun unter einem Bauwagen um, und schon war der Weg in die Stadt frei. Henn rechnet noch mit einem Nachspiel: "Die Feuerwehr will wohl ihren Sondereinsatz bezahlt haben."

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