Amokangriff in Düsseldorf Augenzeuge berichtet: Die Axt-Attacke kam aus dem Nichts

Der Bruder eines Opfers beschreibt, was auf dem Bahnsteig passiert ist. Der Täter schlug offenbar völlig wahllos auf die Reisenden ein. Kritik am Lok-Führer.

Amokangriff in Düsseldorf: Augenzeuge berichtet: Die Axt-Attacke kam aus dem Nichts
Foto: Judith Michaelis/Sergej Lepke

Düsseldorf. Es war ein Angriff, der aus dem Nichts kam. Pascal und Domenico L. waren am Donnerstagabend auf dem Heimweg von ihrer Arbeit in einem Call-Center. Als die Brüder am Düsseldorfer Hauptbahnhof gerade in die S28 nach Mettmann einsteigen wollten, schlug der Täter mit der Axt zu. So fest, dass der Schädel von Domenico L. gespalten wurde, der 31-Jährige schwebte zunächst in Lebensgefahr. „Das kam völlig überraschend. Wir haben den Mann vorher nicht gesehen. Es wurde auch kein Wort gesprochen“, schilderte Pascal L., was sich auf dem Doppel-Bahnsteig 13/14 abgespielt hat.

Amokangriff in Düsseldorf: Augenzeuge berichtet: Die Axt-Attacke kam aus dem Nichts
Foto: Judith Michaelis/Sergej Lepke

Der 26-Jährige vermutet, dass der Amokläufer sich in der S-Bahn aus Richtung Kaarst befunden hat: „Wir haben ihn vorher nicht auf dem Bahnsteig gesehen. Er muss aus einer anderen Tür gestiegen sein.“ Der schwer verletzte Domenico L. wurde in die S-Bahn gezogen, danach schloss der Lok-Führer die Türen. „Der Mann ist dann lachend davon gelaufen und hat ein Mädchen angegriffen, das weiter vorn auf dem Bahnsteig war“, so der Augenzeuge. Die 13-Jährige gehört ebenfalls zu den Schwerverletzten.

Axt-Angriff in Düsseldorf - Die Situation rund um den Bahnhof
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Das sei alles sehr schnell gegangen und habe höchstens zwei Minuten gedauert. Der 36-Jährige habe auch nicht wieder massiv versucht, in die Bahn zu kommen. Darin unterscheidet sich die Aussage von Pascal L. von den bisherigen Ermittlungen der Polizei. Er sieht auch den Lok-Führer nicht als den Helden des Abends: „Der wollte weiterfahren. Das haben dann andere Passagiere aus der Bahn verhindert. Mein Bruder musste doch so schnell wie möglich ins Krankenhaus.“

Danach ging alles sehr schnell. Polizei und Rettungsdienst waren plötzlich da, höchstens 20 Minuten nach dem Angriff war der 31-Jährige in der Uni-Klinik. Nach einer Notoperation war Domenico L. gestern schon wieder ansprechbar. „Er glaubt aber immer noch, er steht am Bahnsteig und fährt gleich mit der Bahn“, schildert seine Mutter Claudia.

Tobias S. (30) stand am Donnerstagabend mit seiner Frau und den vier Kindern an Gleis 11 des Hauptbahnhofs und wollte um kurz nach 21 Uhr die S6 nach Köln nehmen. Da hörte er vom gegenüberliegenden Gleis 13 plötzlich laute Rufe. „Ich dachte zuerst, dass Jugendliche rumschreien“, berichtet er am Tag nach dem Angriff dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Aber dann habe ich Hilfe-Rufe gehört.“

Die Menschen auf dem Bahnsteig hätten ihre Taschen fallengelassen und seien losgerannt. „Ich konnte den Mann sehen, wie er aus der S 28 stieg und dann mit der Axt auf dem Bahnsteig rumlief“, sagt Tobias S. „Irgendwie orientierungslos, immer hoch und runter.“ Polizei sei keine dagewesen. Der Täter habe auf ihn den Eindruck gemacht, als suche er nach Menschen. Der Bahnsteig sei innerhalb von Minuten leer gewesen. „Er trug die Axt mit beiden Händen in Angriffsstellung vor dem Gesicht. Es war wie aus einem Horrorfilm.“

In einem Facebook-Live-Video berichtet ein junger Mann: „Hier hat einer einen Amoklauf gemacht, neben uns. Mit einer Axt hat er Leute angegriffen.“ Zwei Opfer liegen auf dem Boden, Ersthelfer umringen sie. Eine Blutspur führt von einer Treppe zu einer der verletzten Personen, offenbar hat sie sich nur noch wenige Meter weiter schleppen können. Die Polizisten rufen einander zu, fragen sich, wo der Amokläufer ist: „Der ist gerade aufs Gleis gelaufen, in die Richtung.“ Eine Frau ruft dreimal: „Ist hier ein Arzt?“ Eine Polizistin ist zu hören: „Alles absperren!“

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