Auf einem Bein zur Wahl der „Miss Landmine“

Kambodschanische Regierung stoppt den ungewöhnlichen Schönheitswettbewerb.

Phnom Penh. Sie trägt ein schwarzes Kleid, hat eine kleine Krone aufgesetzt, und über ihren Oberkörper ist eine Schärpe drapiert. Dazu lächelt sie milde. Dos Sopheap sieht aus wie eine typische Schönheitskönigin. Aber nur fast. Denn der 18-Jährigen fehlt das linke Bein. Im Alter von sechs Jahren ist sie auf eine Mine getreten, deren Sprengkraft die Extremität zerfetzt hat.

Dos Sopheap ist eine der 20 Kandidatinnen der Wahlen zur "Miss Landmine" in Kambodscha - ein ungewöhnlicherSchönheitswettbewerb, der nun von der Regierung in Phnom Penh gestoppt worden ist. Premierminister Hun Sen sagte: "Das Projekt verletzt die Würde und die Ehre der Behinderten."

Dabei wollte der Organisator des Wettbewerbs, der norwegische Film- und Theaterregisseur Morten Traavik, genau das Gegenteil bezwecken. "Jeder hat das Recht, schön zu sein": Dieses Credo hat er der Miss-Wahl vorangestellt. Traavik geht es um humanitäres Engagement - er will auf ein lebensgefährliches Problem hinweisen.

Auf kambodschanischem Boden werden 18 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs immer noch mehr als vier Millionen Landminen vermutet. Seit 1991 sind 20.000 Menschen durch Explosionen gestorben. Ein Schicksal, das Kambodscha mit Ländern in Afrika teilt. Angola etwa ist in ähnlichem Maße vermint. Ebendort hat Traavik schon 2008 eine Wahl zur "Miss Landmine" ausgerichtet - jedoch mit Unterstützung der dortigen Regierung.

In Kambodscha wird es dazu nicht kommen. Die dreiwöchige Ausstellung in Phnom Penh, die eindrucksvolle Hochglanz-Porträts der Kandidatinnen zeigt und die Abstimmung einleiten sollte, ist bereits abgesagt worden. Traavik hat die Miss-Wahl kurzerhand ins Web verlegt. Dort können nun Menschen aus aller Welt über die "Miss Landmine 2009" abstimmen. Die Siegerin erhält eine Prothese.

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