Adrett ist modern bei den Pariser Schauen

Paris (dpa) - Nach der ganzen Aufregung um den Rausschmiss Gallianos bei Dior wendet Paris sich wieder der Mode zu. Bei den laufenden Prêt-à- Porter-Schauen zeigten am Wochenende mit Céline und Gaultier zwei der meistbeachteten Fashion-Häuser ihre Entwürfe.

Phoebe Philo ist einfach hip. Die Britin entwirft nun schon die vierte Saison Mode für das französische Traditionshaus Céline, doch der Andrang zu ihrer Schau war so groß, dass er den ruhigen Pariser Sonntag mit einem Verkehrschaos durchkreuzte. Die britische Designerin hat den massiven Trend zum Simple-Chic entfacht und blieb diesem bei den Prêt-à-Porter-Schauen für Herbst/Winter 2011/12 treu.

Äußerst elegant und zurückgenommen wirkten ihre Entwürfe mit schmalen Offiziershosen zu hohen Pumps, weißen Rollkragenpullovern und atemberaubenden Mänteln mit sich nach hinten öffnenden Schößen. Leder, Chiffon und Wolle, Brauntöne, helles Orange und Blau wurden fein abgestimmt gegeneinander gesetzt. Die schlichten Kleider in Schwarz und Creme ergänzten diese in ihrer Adrettheit vollkommen moderne Kollektion.

Die Entwürfe des Schweizer Designers Albert Kriemler für seine Marke Akris waren von dem Architekten Joseph Maria Olbrich (1867-1908), Errichter der Wiener Secession, inspiriert. Dessen subtiler Umgang mit Ornamenten und seine Liebe zu Funktionalität prägten Kriemlers berückend schöne Modelle. Leggings und schwingende Cashmere-Capes in Schokoladenbraun, in quadratische Muster gelegte Strickmäntel in Burgunder oder ein nur durch einen Reißverschluss an der Schulter verziertes Abendkleid in Petrol wurden auf dem Laufsteg präsentiert. Highlights waren eine tiefrote sportliche Lederjacke und ein Abendkleid, bedruckt mit dem Bild eines Olbrich-Baus: dem Hochzeitsturm auf der Darmstädter Mathildenhöhe.

Jean Paul Gaultier inszenierte in seiner Schau am Samstag großbürgerliche Eleganz mit einem Schuss Ironie. Dabei ließ er die französische Komikerin Valérie Lemercier auftreten, die als Karikatur einer Lady einen Mini-Striptease vollzog. Der diskrete Charme der Bourgeoisie wurde bei den Models in ihren Jerseyblusen und Bleistiftröcken, den Nadelstreifenanzügen und leuchtenden Satinoberteilen immer wieder durchbrochen. Sie entledigten sich gekonnt ihrer Trenchcoats, Kostümjacken oder Rockschöße. Der feine Mantel aus Daunen und Pelz wurde so zur kurzen Skijacke.

An das brave Frauenbild der 50er- und frühen 60er-Jahre erinnerte das Styling. Die Models schienen mit ihren über den Kopf toupierten Haaren gerade unter einer Trockenhaube gesessen zu haben. Zudem zogen einige die bei älteren Damen beliebten Einkaufswägelchen, im Volksmund „Hackenporsche“, hinter sich her - aber in Luxusversion mit Pelzbesatz.

Die holländischen Designer Viktor & Rolf hatte es ins Mittelalter verschlagen. Zu Beginn der Show rauschte eine Zugbrücke herab, die Models machten in ihren an Uniformen oder Rüstungen erinnernden Outfits einen fast martialischen Eindruck. Der schwarze, der weiße und der rote Ritter schritten gleichsam über den Laufsteg - auf diese drei Farben plus etwas Silber beschränkte sich die Schau. Die Hosenanzüge, Faltenröcke und weiten Mäntel mit hohem Kragen waren gut gemacht, doch mangelte es ihnen an Verführungskraft. Daran konnten auch die an Drachenschuppen erinnernden Fältelungen nichts ändern.

Bei Sonia Rykiel gab es Brit-Chic und französischen Charme zugleich, auch wenn beides nicht immer zusammenpasste. Marlenehosen in Karomustern, schottische Schals, roséfarbene Pelzteile und in schmale Formen gepresster Rombenstrick hätten manchmal als Einzelteile besser gewirkt als in dieser „Mix and Match“-Schau. Umso schöner wirkten dafür die satten Grün- und Blautöne, Zimt, Curry und eine breites Spektrum von Rotnuancen.

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