Abriss für Braunkohle: Das Vermächtnis des „Immerather Doms“
Taufe, Hochzeit, Beerdigung - der „Immerather Dom“ hat die Menschen durchs Leben begleitet. Jetzt verschwindet das Wahrzeichen für die Braunkohle. Aber es gibt eine Art Vermächtnis.
Erkelenz. Es ist früh an diesem Montagmorgen. Aber selbst im schummrigen Schein von Straßenlaternen entfaltet die Basilika in dem Erkelenzer Dorf Immerath mit aller Macht ihre Wirkung: ein beachtlicher dreischiffiger Kirchenbau, neuromanisch, mit zwei Türmen und mächtigem Portal. Wie für die Ewigkeit gebaut. Seit Jahren steht fest, dass die gedachte Ewigkeit ein Ende hat, dass der „Immerather Dom“ für den Braunkohletagebau Garzweiler abgerissen wird. Für die Braunkohle, die darunter liegt. Um 09.00 Uhr sollen die Bagger am Montag mit ihrem Job beginnen und den Dom in den nächsten zwei Wochen abräumen.
Doch es kommt anders. Am Ende machen zwar die Bagger ihren Job und beginnen mit dem Abriss, aber mit rund fünf Stunden Verspätung. Greenpeace-Sprecherin Anike Peters verbindet den „Immerather Dom“ mit einer Art Vermächtnis: „Es darf kein weiteres Dorf, keine Kirche und kein Wald geopfert werden.“
Die Aktion „Immerather Dom“ beginnt frühen Morgen. Rund 40 Greenpeace-Aktivisten laufen über die matschigen Felder und auf die umzäunte Basilika zu. Sie werden empfangen von Hundegebell. Polizisten sprechen den Aktivisten unmissverständlich ein Platzverbot aus und bringen sie hinter eine Absperrung. In dem Gewusel schaffen es drei Aktivisten in voller Klettermontur irgendwie in das mächtige und unübersichtliche Gebäude, sie seilen sich draußen ab und entfalten über dem Portal ein Banner: „Wer Kultur zerstört, zerstört auch Menschen“, steht drauf. Drei Aktivisten ketten sich an dem Bagger fest, der zum Abriss bereitsteht. Es ist kalt, es geht ein eisiger Wind.