7 Stunden für 14 Kilometer

Rekord-Staus: Thomas Daub und seine Frau waren im Schnee auf der A 43 gefangen.

Sprockhövel. Als Thomas Daub am Donnerstag gegen 17 Uhr mit seiner Frau im heimischen Witten auf die A 43 auffuhr, war er schon ganz auf Schule eingestimmt. Am frühen Abend wollte der Rektor des Märkischen Gymnasiums im kaum 20 Kilometer entfernten Schwelm französische Austauschschüler nach ihrem Deutschlandbesuch verabschieden, anschließend die Weihnachtsfeier der Belegschaft des Schulkiosks und ein Konzert besuchen. Doch daraus wurde nichts. Die normal kaum 30 Minuten lange Fahrt wurde für das Ehepaar Daub zur siebenstündigen Geduldsprobe im dichten Schneetreiben.

„Kurz vor der Ausfahrt Sprockhövel, nur 14 Kilometer von Witten entfernt, ging plötzlich kaum mehr etwas. Erst fuhren wir noch im Schritttempo, dann stand plötzlich alles“, schildert Daub, inzwischen wieder aufgetaut, die gar nicht so undramatischen Szenen. Auf der Steigungsstrecke Richtung Wuppertal hatten sich nämlich reihenweise Lkw festgefahren und blockierten den Verkehr — über Stunden.

„Wir waren ja zum Essen eingeladen, deshalb hatten wir natürlich nichts an Verpflegung mit“, schildert Daub die zermürbenden Stunden auf der Autobahn. Zumindest ging ihm nicht der Sprit aus, wie manch anderem Autofahrer im Dauerstau. „Wir haben den Motor aber zwischendurch immer wieder ausgemacht, denn natürlich sind die Leute auch ausgestiegen und haben sich unterhalten. Da wollte man sich nicht einnebeln“, schildert Daub.

Der Ernst der Lage wurde ihm spätestens bewusst, als auf der Standspur Autos des Technischen Hilfswerks vorbeirauschten, die die liegen gebliebenen Brummis wieder flottmachen sollten. Das war allerdings eine Sysiphos-Arbeit. „Die Autos standen kreuz und quer“, erinnert sich Thomas Daub.

Kurioserweise gehört sein Sohn zu den THW-Hilfskräften. Vielleicht blieben er und seine Frau in dem nach und nach auskühlenden VW-Bus auch deshalb so gelassen. Was ihn aber empörte: „Ein ganz Schlauer hat es auf der Standspur versucht, etliche andere sind direkt hinterher gefahren, und dann war auf einmal auch dieser Weg blockiert“, ärgert er sich. Das Fatale: Auch die Hilfskräfte kamen nicht mehr durch. Eine Szene, die sich im übrigen zeitgleich auf vielen Autobahnen abspielte.

Um 0.30 Uhr ging es auch für die Daubs endlich wieder vorwärts. An der zuvor noch gesperrten Ausfahrt Sprockhövel wurde gedreht und der Heimweg angetreten. „Auf dem Rückweg haben wir noch mehrere Lkw gesehen, deren Fahrer von Hilfskräften des Roten Kreuzes versorgt wurden“, erzählt der Schuldirektor abschließend. Auch örtliche Kräfte des Arbeiter- und Samariterbunds und der Johanniter waren in diesem Autobahnabschnitt im Einsatz. Daub: „Den Hilfskräften kann man nicht genug danken, auch wenn wir selbst zum Glück keine Hilfe in Anspruch nehmen mussten.“

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