41. Passionsspiele: Jesus wäre viel lieber Judas

Interview: Bei den 41. Passionsfestspielen in Oberammergau stellt Frederik Mayet Gottes Sohn dar. Vor der Rolle hat er Respekt.

Herr Mayet, muss man als Schauspieler bei den Passionsfestspielen sehr gläubig sein?

Mayet: Es hilft, einen Zugang dazu zu haben, denn das Katholische ist in Oberammergau sehr verwurzelt. Auch ich bin katholisch aufgewachsen.

Mayet: Nein. Man muss aus dem Ort stammen oder mindestens 20Jahre hier leben. Das ist Teil der 400-jährigen Festspieltradition und gilt für die Chormitglieder genauso wie für die Schauspieler.

Mayet: Nein, man bewirbt sich nicht. Es gibt ein Spielrecht: Ende 2008, also gut eineinhalb Jahre vor der Premiere, erhielt jeder Bürger die Aufforderung, mitzuspielen. Dann gab es ein Vorsprechen bei Spielleiter Christian Stückl. Seine Wunschrolle gab man auf einem Zettel an.

Mayet (lacht): Falsch. Ich wäre viel lieber Judas geworden.

Mayet: Der Judas ist meine Traumrolle. Seine Wandlung vom glühenden Jesus-Anhänger zum Verräter. Dazu seine Zerrissenheit. Er hat unheimlich starke Szenen.

Mayet: Wenn ich dann keine Glatze und keinen Bauch habe.

Mayet: Ein Jahr vor der Premiere gibt es einen Haar- und Bart-Erlass. Frauen wie Männer müssen sich die Haare wachsen lassen. Rasieren ist tabu.

Mayet: Das ist nicht leicht. Einige Akteure lassen sich aber die Spitzen schneiden.

Mayet: Das muss jeder mit seinem Arbeitgeber regeln. Teilweise nehmen die Darsteller unbezahlten Urlaub.

Mayet: Die ist nicht so hoch. Für die Gemeinde sind die Festspiele ein großer Wirtschaftsfaktor. Die Darsteller machen aus Idealismus mit. Ich bin stolz, dabei zu sein.

Mayet: Ich habe großen Respekt vor der Rolle. Ich hatte mir das nicht zugetraut und lange mit mir gehadert, wie ich Gottes Sohn auf der Bühne darstellen soll.

Mayet: Ich habe Bücher gelesen und alle Jesus-Filme aufgesogen. Zudem waren die Hauptdarsteller in Begleitung eines Theologen aus dem Vatikan in Israel. Wir haben dort viel über Jesus diskutiert. Erst in Israel habe ich ein Gefühl für die Rolle bekommen.

Mayet: Der Ölberg und der Blick, den Jesus auf den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee gehabt haben muss.

Mayet: Eindeutig. Jesus ist für mich da am menschlichsten. Das ist der Moment, wo er hätte sagen können: Ich will das nicht, ich versteck’ mich. Doch Jesus geht seinen Weg.

Mayet: 20 Minuten leichtbekleidet am Kreuz zu hängen.

Mayet: ...kommen im Oktober Bart und Haare ab.

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