Mordverdacht : 39 Leichen gefunden: Polizei durchsucht Wohnungen in Nordirland
London Wer sind die 39 Toten, die östlich von London in einem Anhänger entdeckt wurden? Und weshalb mussten sie sterben? Die Polizei erhofft sich Antworten vom Fahrer des Lastwagens. Der steht selbst unter Mordverdacht - könnte aber womöglich auch unschuldig sein.
Nach dem grausigen Fund von 39 Leichen in einem Lastwagenanhänger nahe London gehen die Ermittler weiter vielen offenen Fragen nach. Die Umstände deuteten auch am Donnerstag stark darauf hin, dass es sich bei den noch nicht identifizierten Toten um ins Land geschleuste Migranten handelt. Offiziell bestätigt ist das bislang aber ebenso wenig wie die Todesursache. Unklar ist auch, ob der unter Mordverdacht festgenommene Lastwagen-Fahrer überhaupt wusste, dass die Menschen in dem Anhänger waren.
Britischen Medienberichten zufolge wurden in der Nacht zum Donnerstag zwei Wohnungen in Nordirland durchsucht - dem Herkunftsland des Lastwagenfahrers. Von einem Zusammenhang mit dem Fall sei stark auszugehen, hieß es. Demnach könnten die Menschen im Laderaum erfroren sein, da es sich bei dem großen Lkw-Sattelauflieger um einen Kühlcontainer handelte. Bei den noch nicht identifizierten Toten handelt es sich laut Polizei um 38 Erwachsene und einen Teenager.
Nach Polizeiangaben war der Anhänger per Schiff vom belgischen Hafen Zeebrugge ins englische Purfleet transportiert worden und dort am frühen Mittwochmorgen angekommen. Purfleet ist nicht weit entfernt von jenem Ort im Industriegebiet der Stadt Grays, an dem der Container schließlich entdeckt wurde.
Bisherigen Ermittlungen zufolge wurde der Container anscheinend eine halbe Stunde nach Mitternacht (Ortszeit) vom Schiff an Land verfrachtet und dort an die - offenbar aus Nordirland gekommene - Sattelzugmaschine gekoppelt. Das Gespann habe den Hafen dann kurz nach 1 Uhr verlassen. Sanitäter hätten die Polizei schließlich gegen 1.40 Uhr über den Leichenfund im Lastwagen informiert, hieß es. Wer die Rettungskräfte alarmiert hatte, ist nicht bekannt.
Gemeldet war der Lkw seit 2007 in der bulgarischen Hafenstadt Warna am Schwarzen Meer, wie Bulgariens Ministerpräsident Boiko Borissow sagte. Seitdem sei das Fahrzeug nicht mehr im Land gewesen. Nach Angaben eines bulgarischen Frachtverbandes ist dies aus Steuergründen nicht unüblich.