Tatverdächtiger festgenommen 13-Jährige taucht drei Monate nach Mord an Eltern lebend auf

Gordon · Fast drei Monate nach dem Mord an seinen Eltern ist ein vermisstes 13-jähriges Mädchen in den USA lebend aufgetaucht. Jayme Closs konnte aus den Händen ihres Entführers flüchten, der auch für den Mord an ihren Eltern verantwortlich sein soll.

 Hier wurde die 13-jährige Jayme Closs am 11. Januar gefunden.

Hier wurde die 13-jährige Jayme Closs am 11. Januar gefunden.

Foto: AFP/KEREM YUCEL

Der 21-jährige Tatverdächtige wurde kurz nach Auftauchen des Kindes festgenommen, wie die Polizei im Bundesstaat Wisconsin am Freitag mitteilte.

Das Schicksal von Jayme Closs hatte seit Oktober in den USA große Anteilnahme erregt, die Bundespolizei FBI suchte landesweit nach dem Kind. Am Donnerstag sprach das Mädchen dann auf einer Straße im Dorf Gordon nahe des Lake Superior (Oberer See) eine Einwohnerin an. Sie war aus einer Hütte in einer Waldgegend entkommen, in der sie der 21-Jährige gefangen gehalten haben soll.

Der Überlebenswille der 13-Jährigen sei "unglaublich" gewesen, sagte der Polizeichef des Verwaltungsbezirks Barron, Chris Fitzgerald, bei einer Pressekonferenz. Unklar war zunächst noch, was dem Mädchen in der Gefangenschaft widerfuhr und unter welchen Umständen es flüchten konnte.

Das Mädchen sei "gegen seinen Willen" von dem 21-Jährigen verschleppt worden, sagte Fitzgerald. Die Frage, ob der Teenager in der Gefangenschaft "physischen Missbrauch" erlitten habe, konnte der Polizeichef zunächst nicht beantworten.

Mädchen befand sich in „verwahrlostem Zustand“

Jayme Closs verbrachte die Nacht im Krankenhaus und sollte noch am Freitag zu Verwandten gebracht werden. Ihr gehe es "gut", sagte der Polizeichef. Laut regionalen Medienberichten befand sich die 13-Jährige allerdings in verwahrlostem Zustand, als sie entkam. Sie sei abgemagert, verschmutzt und ihr Haar verfilzt gewesen. Auch habe sie übergroße Schuhe getragen.

Über den Täter wurde zunächst nicht viel bekannt. Der Mann habe in Wisconsin keine Vorstrafen, teilte Fitzgerald mit. Der Verdächtige ging demnach zuletzt keiner Beschäftigung nach. Er wurde nun von den Ermittlern formell des zweifachen Mordes und der Entführung beschuldigt.

Der Ort, an dem Jayme Closs wieder auftauchte, liegt rund 120 Kilometer vom Haus ihrer Eltern entfernt. Eine Einwohnerin von Gordon, die in klirrender Kälte ihren Hund ausführte, wurde von von dem Mädchen auf der Straße angesprochen, wie die Zeitung "Star Tribune" aus Minneapolis berichtete. Die 13-Jährige habe gesagt, "sie will Hilfe", berichtete die Frau in einem Telefoninterview.

Die Frau klopfte dann bei Nachbarn an die Tür. Dort spielte das Mädchen dem Zeitungsbericht zufolge mit dem neuen kleinen Hund der Bewohner, bis die Polizei eintraf. Nur wenige Minuten, nachdem das Mädchen von der Polizei in Obhut genommen worden war, wurde dann der mutmaßliche Kidnapper festgenommen.

21-Jähriger plante Überfall - und hatte das Mädchen als Ziel

Laut Fitzgerald soll der Mann den Überfall auf das Haus der Closs-Familie geplant und dabei ursprünglich das Mädchen als "einziges Ziel" im Blick gehabt haben. Jayme Closs sei im Haus gewesen, als ihre Eltern erschossen wurden, sagte Fitzgerald.

Das Verschwinden des Mädchens hatte eine intensive Suche ausgelöst, die über den im Mittleren Westen gelegenen Staat Wisconsin hinaus die US-Öffentlichkeit beschäftigte. Die örtliche Polizei mobilisierte 2000 Freiwillige für die Suche, das FBI schrieb eine Belohnung von 25.000 Dollar für Hinweise zum Aufenthaltsort des Mädchens aus.

(AFP)
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