Zwischen alter und neuer Heimat: Lilay Huser spricht über Migration

Die Wuppertaler Schauspielerin Lilay Huser sprach mit Zuwanderinnen über ihren aktuellen Kinofilm und das Thema Migration.

Wuppertal. In Deutschland liegt das Geld zwar auf der Straße, die Deutschen essen aber trotzdem jeden Sonntag Menschen, die sie zuvor an ein Holzkreuz genagelt haben — von diesen und anderen Vorurteilen von Zuwanderern der ersten Stunde über ihre neue Heimat ist im Film „Almanya — Wilkommen in Deutschland“ zu erfahren. Die Wuppertaler Schauspielerin Lilay Huser spielt darin eine Hauptrolle — ihre erste, wie sie am Mittwoch während einer Diskussionsrunde in den Räumen von Alpha e.V. an der Heinz-Kluncker-Straße erzählte.

Mehr als 20 Frauen aus einem Projekt des Vereins konnten Lilay Huser Fragen zum Film stellen. Viele erzählten aber auch von ihrer eigenen Erfahrung mit Migration: Fremd sind wir hier und in unserer alten Heimat, sagen alle Frauen übereinstimmend — so fühlte sich auch Husers Film-Ehemann Hüseyin, der als Erwachsener in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen war. Trotz deutschen Passes fühlte er sich immer noch als Türke. „Für unsere Kinder ist es leichter. Für sie ist Deutschland die Heimat“, sagt Souad Machkitou. Während der Filmcharakter Hüseyin in seiner alten Heimat beerdigt werden möchte, will die 41-jährige Souad Machkitou, wenn es soweit ist, ihre letzte Ruhe in Deutschland finden. „Hier ist jetzt meine Heimat“, sagt die gebürtige Marokkanerin selbstbewusst.

Auch für die von Lilay Huser dargestellte Fatma ist Deutschland zur neuen Heimat geworden. Im Film ist es Fatma, die für sich und ihren Mann die Einbürgerung beantragt hatte — nur widerwillig wird Hüseyin Deutscher.

In zwei Szenen gibt es darüber hinaus Streit zwischen den Eheleuten — um die Kofferpolitik: Die junge Fatma (gespielt von Demet Gül) will die Verwandtschaft in der Türkei am deutschen Wirtschaftswunder teilhaben lassen — Shampoo, Kaffee und Coca-Cola sollen mit. Er meint, sie müsse nicht einen ganzen Krämerladen in die Türkei mitnehmen. Diese Situation kennt auch Inciser Avcu. Die Eltern der heute 53-Jährigen waren nach Deutschland gekommen, als sie selbst noch ein kleines Kind war: „Zwischen meiner Mutter und meinem Vater gab es immer Streit, weil die Koffer zu voll waren.“

Die anderen Frauen im Raum nicken zustimmend. Jedem etwas aus Deutschland mitbringen, allen Erwartungen gerecht werden — unmöglich. Unmöglich ist häufig aber auch, den Freunden und Verwandten klar zu machen, dass in Deutschland — trotz anders lautender Vorurteile — das Geld eben doch nicht auf der Straße liegt.

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