Zwei Mutigen auf der Spur

Schüler der St.Anna-Schule berichteten über den Widerstand gegen den Nazi-Terror.

Wuppertal. Ein Gedenken, so befand Rudolf Hösen, Leiter der St.-Anna-Schule, laufe Gefahr, zum Ritual zu werden. Diese Gefahr bestand nicht: Denn was die 26 Schüler der Jahrgangsstufe 11 zum Thema erarbeitet hatten, konnte - zumal in der nahezu professionellen Darstellung - am Sonntag zweifellos für sich stehen.

Über Monate hatten sich die Schüler in einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft mit "Maria Husemann und Hans Carls, zwei Wuppertaler Katholiken im Widerstand" beschäftigt. So sperrig das Thema für Jugendliche klingen mag, besaß es doch eine durchaus greifbare Facette. Denn die Caritas-Sekretärin und Widerstandskämpferin Husemann wurde 1943 im Raum 719 eben dieser Schule, damals Zentrale der Caritas, von den Nazi-Schergen verhaftet.

Von einem vertrauten Ort also begaben sich die Schüler auf eine bewegende Spurensuche. Als Material dienten ihnen zunächst die Aufzeichnungen der Opfer selbst. Über die Einzelhaft im Wuppertaler Gestapo-Gefängnis hatte Husemann 1964 geschrieben: "Wenn ich nicht eine gläubige katholische Frau gewesen wäre, hätten mich diese Monate zum Wahnsinn gebracht oder gar zum Selbstmord."

Dass solche schrecklichen Erfahrungen jungen Menschen noch heute in die Glieder fahren, war am Gedenktag eindrücklich zu spüren. Die Schüler hatten sich sehr intensiv mit dem Schicksal der Opfer auseinandergesetzt und auch einige noch lebende Zeitzeugen befragt. Vier Stunden Videomaterial waren daraus entstanden. Die hervorragende Präsentation beschränkte sich auf kurze, wesentliche Sequenzen, die mit analytisch klarer Kameraführung erfasst waren.

Brüche wurden deutlich, als eine Zeitzeugin voller Entrüstung berichtete, dass die Nazis sie als "Zigeunerin" bezeichnet hatten. An solchen Punkten bleibt zu hinterfragen, welche Lehren die so hart vom Schicksal gestrafte Kriegsgeneration wohl aus der Rassen-Dogmatik gezogen hat.

Ohne darauf Antworten darauf zu geben, ohne die Worte zu kommentieren, folgten die Schüler weiter den Leidenswegen bis hin zur bittersten Station, dem Konzentrationslager Flossenbürg. "Das Dorf selbst scheint heute so ruhig. Die Häuser, in denen die Nazis untergebracht waren, sind noch bewohnt und die Steinbrüche, in denen die Häftlinge arbeiteten, noch aktiv."

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