Zwei Brüder vor Gericht: Prügel für die Familienehre

Weil sie eine außereheliche Beziehung ihrer Schwester vermuteten, sollen zwei Brüder einen Mann krankenhausreif geschlagen haben. Das Opfer leidet bis heute an den Folgen.

Wuppertal. Das Opfer ist heute 34 Jahre alt. Eigentlich ein gutes Alter. Man darf sich noch jung nennen, man ist belastbar. Nicht so der 34-Jährige. Der dreifache Familienvater gilt mittlerweile zu hundert Prozent als arbeitsunfähig, leidet unter einer Sprachstörung, ist ein Pflegefall. An seine Arbeitsstelle als Betriebselektriker in einer Wuppertaler Firma, wird er nie wieder zurückkehren. Für die Staatsanwaltschaft ist klar, warum.

Am 31. März 2005 wurde der Türke in einem Vohwinkeler Wohnhaus krankenhausreif geprügelt. Brüche im Gesicht- und Kopfbereich und eine Hirnblutung dia-gnostizierten seinerzeit die Ärzte. Eine Notoperation rettete dem Mann das Leben. Ende dieses Monats wird den beiden Angreifern der Prozess gemacht.

Zwei 42 und 34 Jahre alte türkische Brüder müssen sich wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten. Laut Anklage prügelten die beiden Türken auf ihren Landsmann ein, um eine angebliche Ehrverletzung an ihrer Schwester zu sühnen.

Faustrecht mitten in Vohwinkel. Laut Anklage gingen die Brüder davon aus, dass der 34-Jährige eine außereheliche Beziehung zu ihrer Schwester hatte. Bislang ist dieser Verdacht offenbar nicht belegt. Laut Anklage hat es an jenem März-Tag vor drei Jahren kein klärendes Gespräch zwischen den Brüdern und dem Bekannten der Schwester gegeben. Der vermeintliche Nebenbuhler sei in der Wohnung der Schwester angetroffen, und sofort brutal verprügelt worden.

Bislang schweigen sowohl die Brüder als auch die Schwester zu der Attacke. Das Opfer wird aber als Nebenkläger am Prozess teilnehmen. Sein Anwalt Alexander Goldberg spricht von einem "Justizskandal". Dass die Brüder "nur" wegen schwerer Körperverletzung angeklagt worden sind, kann er nicht nachvollziehen. Unter anderem seien die Rettungskräfte am Tattag daran gehindert worden, seinem Mandanten zu helfen.

Mehrere Gutachten wurden mittlerweile zu dem 34-Jährigen gefertigt. Sie sollen den schlechten gesundheitlichen Zustand des Mannes belegen. Laut Goldberg Für den Prozess ist bislang ein Verhandlungstag geplant.

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