Wuppertal Ihr Wirken reicht aus der Vergangenheit ins Heute

Wuppertal · Armin-T.-Wegner-Gesellschaft eröffnet Zukunftsfestival und gedenkt Lasker-Schüler, Stöcker und Landauer.

 Ulrich Klan eröffnete das Zukunftsfestival der Armin T. Wegner Gesellschaft in der Citykirche.

Ulrich Klan eröffnete das Zukunftsfestival der Armin T. Wegner Gesellschaft in der Citykirche.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Mit Liedern, Rezitationen und Vorträgen hat die Armin-T.-Wegner-Gesellschaft am Sonntag in der evangelischen City-Kirche ihr Zukunftsfestival „Erinnern an die Zukunft“ eingeläutet. Das Festival setzt sich bis zum 28. Mai in mehreren Veranstaltungen für Klimaschutz, Toleranz und gewaltfreie Veränderungen ein und hat sich dafür zwei heimische Protagonistinnen und einen Wegbegleiter im Geiste ausgesucht: die Dichterin Else Lasker-Schüler, die Sozialreformerin und Vordenkerin der Frauenbewegung, Helene Stöcker, sowie den sozialistischen Schriftsteller Gustav Landauer.

Das Festival, das von der Stiftung W. mitveranstaltet wird und mehrere lokale Kooperationspartner hat, wolle der Frage nachgehen, was Dichter und Denker, die vor 100 oder 150 Jahren gelebt hatten, über „die Probleme der heutigen Welt“ zu sagen haben, erklärte der Vorsitzende der Armin-T.-Wegner-Gesellschaft, Ulrich Klan. Für alle drei Zeitzeugen, derer Wirken mit dem Festival gedacht wird, werden derzeit Jubiläen begangen. Die beiden in Elberfeld geborenen Lasker-Schüler und Stöcker wurden beide vor 150 Jahren geboren. Bei dem in Karlsruhe geborenen Landauer, der 1919 in den Auseinandersetzungen um die damalige bayerische Räterepublik von rechtsradikalen Freikorps in München ermordet wurde, jährt sich der Todestag zum 100. Mal.

Else Lasker-Schüler versagte
sich einfachen Botschaften

Dass das Wirken von Künstlern vergangener Zeiten auch für die Wissenschaft von großer Bedeutung sein kann – darauf wies der Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Uwe Schneidewind, hin. Es sei durchaus sinnvoll, zurückzublicken und sich zu „erinnern, um die Zukunft zu verstehen“, betonte Schneidewind in seinem Grußwort. Gerade in Umbruchzeiten, wie sie das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert dargestellt hätten, habe es immer wieder „Zukunftskünstler“ gegeben, die eine Kraft an den Tag legten, „die inspirativ auf andere“ gewirkt habe. Das könne die „Kraft der Sprache“ sein, die sich in konkretes Handeln umsetze.

Mit der Frage nach dem politischen Gehalt im Werk von Else Lasker-Schüler setzte sich Festivalleiter Klan auseinander. Für ihn ist das Werk der jüdisch-deutschen Autorin durchaus politisch grundiert, allerdings zugleich immer „vieldimensional“. Soll heißen: Einfachen Botschaften oder Slogans versagte sich die in der NS-Zeit aus Deutschland vertriebene Dichterin. Sie bewahrte eine „kritische Haltung von links gegenüber der SPD“, hielt Kontakt zu sozialistischen und anarchistischen Vordenkern. Hinter ihrer Dichtung - ihren „Kunsträtseln“ - sei „auch immer das Politische“ zu finden, sagte Klan. Dazu gehöre auch ein vehementer Antimilitarismus und der Aufruf zur Versöhnung mit dem vermeintlichen Feind.

 Wie sich die Idee der „Versöhnung“ auf ästhetischem Feld umsetzen lässt, das machte die Eröffnungsmatinee anhand des gleichnamigen „Schlüsselgedichts“ (Klan) von 1912 deutlich, das die Schauspielerin Julia Reznik – begleitet von Ulrich Klan am Klavier – vortrug. Das Stück war eines von mehreren Liedern, mit dem die Veranstalter des dichterischen Schaffens von Else Lasker-Schüler gedachten.

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